Martin Suter: Elefant

Ob ein rosaroter Elefant so etwa Ähnliches ist wie weiße Mäuse? Genauer: wenn man einen Mini-Elefanten sieht und nicht so genau weiß, ob das daran liegt, dass man zu viel oder zu wenig getrunken hat. So geht es dem Obdachlosen Schoch, als er aus seinem Schlafsack heraus blinzelnd etwas wahrnimmt, was er eher als Halluzination denn als etwas echtes einordnet. Als er am nächsten Morgen aufwacht, kann er sich nur vage erinnern, etwas seltsames gesehen zu haben.

Marin Suter beginnt seinen neuesten Roman “Elefant” mit einem surrealen Element, denn es ist zunächst völlig unklar, ob Schoch tatsächlich einen Elefanten gesehen hat oder ob er das Ganze im Rausch fantasiert hat. Dass es den winzigen Elefanten tatsächlich gibt, dass er das Ergebnis wissenschaftlicher Experimente ist und ganz bewusst gezeugt (oder sollte man schreiben hergestellt?) wurde, erfährt der Leser allmählich in Vor- und Rückblenden und unterschiedlichen Handlungssträngen. Da gibt es den Genforscher Roux, der es geschafft hat, selbstleuchtende Meerschweinchen zu züchten, den Zirkus Pellegrini und dessen Elefantenpfleger Kaung und die Tierärztin Valerie.

“Zögernd und mit ausgestrecktem Rüssel näherte sich das Wesen. Es fasste das Blattfragment, ließ den keilförmigen Unterkiefer runterklappen und schob es in den Mund. Schoch hatte die Berührung der Rüsselspitze gespürt. Sie fühlte sich weich und samtig an.”

Wie die einzelnen Handlungen zusammenhängen, was die beteiligten Personen miteinander zu tun haben und was es mit dem rosaroten Elefanten auf sich hat, das erzählt Martin Suter souverän und ohne Effekthascherei in einer Sprache, die zwar einfach, aber keineswegs platt ist. Als meisterhafter Erzähler schafft es der in Zürich lebende Autor Spannung so aufzubauen, dass sie den Leser von Anfang an packt und bis zum Ende nicht mehr loslässt. Unbedingt lesenswert!

Foto: Petra Breunig
Foto: Petra Breunig

Martin Suter: Elefant, Diogenes, 24 Euro.
(Das Buch wurde mir freundlicherweise vom Diogenes-Verlag zur Verfügung gestellt)

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