South Bank mit Blick Richtung St. Paul's. Gerade im Sommer ist ein Spaziergang auf dem Queen's Walk empfehlenswert. Foto: Petra Breunig

Von der South Bank aus den Blick genießen

Von Sehenswürdigkeiten, die man gesehen haben muss bis hin zu Gegenden, die man als Neuling eher nicht auf der Liste hat, hat Ralf Nestmeyer für jeden London-Touristen Tipps bereit.

London ist zu groß und faszinierend, um sich die Stadt in einem Tag zu erschließen. Welche Tipps haben Sie aber dennoch für jemanden, der zum ersten Mal und nur für 24 Stunden in London ist?
Das ist keine leichte Frage. Ich würde vorschlagen, einen Spaziergang am Südufer der Themse zu unternehmen. Die South Bank genoss lange Zeit einen eher schlechten Ruf. Hier standen die lasterhaften Theater, an denen heute noch der Nachbau des Shakespeares Globe Theater erinnert, in den Schenken und auf den Straßen warteten die Prostituierten auf Kundschaft. Auch städtebaulich ist das Südufer lange Zeit vernachlässigt worden, erst durch die Tate Gallery of Modern Art oder den Bau des gläsernen Shard-Wolkenkratzer wurde das kleinbürgerliche Südufer aufgewertet. Zudem hat man der South Bank einen wunderbaren Blick auf die City, St. Paul’s Cathedral und die Londoner Skyline. Madame Tussaud ist hingegen überbewertet, da lässt sich der Eintrittspreis besser in ein leckeres Menüs investieren.

Wer regelmäßig kommt, hat immer noch nicht alles gesehen – was empfehlen Sie dem erfahrenen London-Touristen?
Das Geffrye Museum in Shoreditch beispielsweise. Untergebracht in einem 1714 errichteten Armenhaus samt modernem Erweiterungsbau, führt das Museum den Wandel der bürgerlichen Wohnkultur von der elisabethanischen Zeit bis in die Gegenwart vor Augen. Holzgetäfeltes neben innovativem Design. Nur wenige kennen auch das in einem georgianischen Zuckerspeicher in Greenwich gelegene Museum of Docklands. Es erinnert eindrucksvoll, dass die Themse jahrtausendelang die wichtigste Lebensader der Stadt war. Vom Alltag der Dockarbeiter bis zur Sklaverei spannt sich der Bogen der faszinierenden Dauerausstellung. Zuletzt noch ein Spaziergang durch Hampstead Heath, eine riesige Grünanlage mit Weihern, Grashügeln und kleinem Wald, selbst drei Badeseen gibt es. Man will es gar nicht glauben, wie ländlich London sein kann. Von dort ist es nur ein Katzensprung zum Highgate Cemetery. Die alten Steingrabmäler sind mit Efeu und Farnen überzogen, dazwischen schlängeln sich schmale Pfade hindurch. Immer wieder stößt man auf beeindruckende Mausoleen und Katakomben. Auch das monumentale Grabmal von Karl Marx findet man hier.

Jeder Stadtteil hat sein typisches Flair – welcher ist Ihr Favorit?
Ich mag das East End. Jack the Ripper treibt schon lange nicht mehr sein Unwesen. Im Gegenteil: Das East End erlebt derzeit einen tiefen Wandel, zusammen mit den angrenzenden Stadtteilen Shoreditch und Hoxton gilt es als eines der beliebtesten Londoner Szeneviertel. Es gibt noch immer alte Fabrikhallen, verwilderte Grundstücke, viel Graffiti und den Brick Lane Market, aber auch die Gentrifizierung ist in vollem Gange. Fast wöchentlich eröffnen neue Clubs und coole Bars. Dies führt allerdings dazu, dass durch die hohen Mietpreise die alten Geschäfte und die zumeist aus Bangladesch stammenden Immigranten verdrängt werden.

Der eine London-Fan besucht immer Borough Market, der andere die Tower Bridge oder – wie ich – die Houses of Parliament mit dem Elisabeth-Tower. Was ist Ihre Lieblingsort oder Lieblingssehenswürdigkeit, die Sie jedes Mal besuchen, wenn Sie in London sind?
Witzig. Der Borough Market gehört auch zu meinem Pflichtprogramm. Außerdem gehe ich jedes Mal in den auf Reiseliteratur spezialisierten Daunt Bookshop sowie in Europas größte Buchhandlung: Waterstones am Piccadilly Circus. Bei jeder Recherche schaue ich auch im Churchill Arms vorbei. Das Churchill sieht von außen aus wie ein ganz gewöhnliches Pub, doch wird im grün bepflanzten Hinterzimmer (wie auch im Pub) überraschenderweise eine hervorragende Thaiküche zu günstigen Preisen serviert. Und selbst wer nur Pub-Atmosphäre schnuppern will, wird nicht enttäuscht sein, der Laden ist abends immer voll.

 

Ralf Nest­mey­er ist His­to­ri­ker und lebt seit 1995 als frei­er Autor in Nürn­berg. Vom ihm ist unter anderem der Reiseführer London im Michael-Müller-Verlag erschienen.  Wer mag, kann den Reiseführer über diesen Partnerlink direkt beim Verlag bestellen.

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