Website-Icon DieBedra

Uwe Hauck: Depression abzugeben

Wer noch nie selbst betroffen gewesen ist, kann nicht nachvollziehen, wie das ist. Depressionen zu haben. Panikattacken. Einfach so. Scheinbar ohne einen wirklichen Grund. Für einen Betroffenen kann das nicht nur lästig sein und das ganz normale Leben einschränken. Es kann lebensbedrohlich sein – wenn man scheinbar keinen Ausweg mehr weiß, als sich das Leben zu nehmen.

An diesen Punkt kommt Uwe Hauck als er nach einem Gespräch mit seinem Chef schlicht nicht mehr weiter weiß. Jenseits der Frage, ob er seinen Job gut macht oder nicht, fühlt er sich in seiner Art zu leben eingeschränkt, ja angegriffen. Unter anderem wird ihm verboten, Twitter während der Arbeitszeit zu nutzen und ihm nahegelegt, sich doch überhaupt mit dem ganzen Internet zurückzuhalten, am besten „sich dort zu löschen“. Für Uwe Hauck, der unter dem Account @bicyclist twittert, unverständlich, weil ihn seine „Twittergemeinde bei Verstand (hält). Dort kann ich mich immer mit jemanden austauschen.“ Sein Selbstmordversuch, der vor allem dank seiner Frau Sibylle scheitert, ist der Anfang von mehreren, schier endlosen Klinikaufenthalten, die keineswegs schnurstracks zur Besserung führen. Uwe Hauck ist immer wieder verzweifelt, sieht keinen Sinn in den diversen Therapieformen und -gruppen, will abbrechen. Wieder ist es seine Frau und seine Familie, die ihn dazu bringen, nicht aufzugeben.

„Als ich an diesem Abend unter die Bettdecke schlüpfe, fühle ich mich zum ersten Mal entspannt. Langsam bin ich angekommen, habe akzeptiert, dass ich  hier erst mal bleiben muss.“

Und er kommt zu der Erkenntnis, dass er die Prioritäten in seinem Leben anders setzen, sich nicht mehr selbst unter Druck setzen muss. Er schreibt offen über seine Krankheit, zunächst auf seinem Blog und auf Twitter (unter dem Hashtag #AusDerKlapse) und erhält Zuspruch und Aufmunterung. Sein Buch „Depression abzugeben“ ist so direkt und ohne schulmeisterliche Ratschläge geschrieben, wie eine gute Unterhaltung auf Twitter läuft. Denn Twitter ist nicht böse, „Man sollte Twitter nicht als etwas Schlimmes verbannen, sondern in die Therapie mit aufnehmen.“

Uwe Hauck: Depression abzugeben, Bastei-Lübbe, 10 Euro, E-Book: 8,49 Euro.

 

Die mobile Version verlassen