Ein Bekenntnis zuerst: Eigentlich habe ich Christian Zaschke nicht verziehen, dass er seinen Korrespondenten-Posten in London mit dem in New York getauscht hat. Wer sollte mir bitte nun all den Irrsinn rund um den Brexit erklären und dabei gleichzeitig die liebenswürdigen Eigenheiten der Briten berücksichtigen? Ich war erstmal beleidigt.
Das änderte sich als – neben den üblichen politischen Stücken – die Kolumne „Hell’s Kitchen“ ihren Weg in die Samstagsausgaben der Süddeutschen Zeitung und damit auf meinen Küchentisch fand. Was soll ich sagen? Es war Liebe auf den ersten Blick.
„Die Zentralredaktion in München (…) beschied, dass ich bitte meine Sachen packen solle, um nach New York zu ziehen.“
Die Geschichten, die wohl alle in einer bescheidenen Bleibe im 17. Stock eines ehemaligen Schwesternheims im New Yorker Stadtteil Hell’s Kitchen geschrieben wurden, sind jetzt in einem kleinen Band versammelt. Die beste Gelegenheit also, die Kolumnen wieder zu lesen oder neu zu entdecken. Und sich einzulassen auf Geschichten über das Wetter (auch wenn die Ungeschriebenen Gesetze für Kolumnen dieses Thema verbieten), eine Lederjacke, eine Bar, deren genauer Standort ein Geheimnis ist (und das am Ende des Bandes gelüftet wird) und vom Bücherlesen.
Wer eine Bücherliste und einen Ungelesenen-Bücher-Stapel hat, sollte „Hell’s Kitchen“ hinzufügen und zuoberst auf den Stapel legen. Mein Exemplar wandert oben auf den Nachttisch-Stapel. Zum Wiederlesen.
Christian Zaschke: Hell’s Kitchen – Storys aus New York, Ullstein, 15,99 Euro.
Das Buch wurde mir freundlicherweise vom Verlag zur Verfügung gestellt.