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Karen Duve: Sisi

Foto: Petra Breunig

Sisi oder Sissi – es scheint, als könne man Elisabeth von Österreich-Ungarn zur Zeit kaum entgehen, so zahlreich sind Filme und Serien, die sich mit einer der schönsten Frauen ihrer Zeit beschäftigen. Und jetzt gibt es auch noch den Roman „Sisi“ von Karen Duve. Ähnlich wie im Film „Corsage“ mit Vicky Krieps als Sisi, so zeigt auch Karen Duve eine selbstbewusste, eigenwillige und auf ihren Körper fixierte Kaiserin, die trotz aller Ambitionen in den Konventionen ihrer Zeit gefangen ist. Wie Fluchten erscheinen lediglich Reisen unter anderem nach England nebst Treffen mit Bay Middleton, mit dem sie nicht nur die Leidenschaft für waghalsige Ausritte und Jagden verbindet. Zumindest wenn man Gerüchten glauben darf.

„Middleton nickt höflich und lächelt mit diesem unbestimmbaren Charme, wie ihn nur die englische Oberschicht hervorbringen kann.“

Und von Gerüchten, Eifersüchteleien und Intrigen wimmelt es nur so am Hof, denn Sisis vertraute Dienerinnen wollen nichts anderes, als sich die Gunst der Kaiserin erhalten. Sisi widerum ist sich nicht nur ihrer Schönheit bewusst – eine der Hofdamen muss die bodenlangen Haare täglich entwirren und in kunstvollen Frisuren arrangieren. Die Kaiserin ist herrisch und nur allzu bereit, ihren wechselnden Launen nachzugeben. Dazu gehört es auch, ihre Gunst willkürlich zu verteilen. Etwa an die ihr treu ergebene Festetics, die ihre Herrin vorbehaltslos bewundert und nicht davor zurückscheut, sie gegen alles und jeden zu verteidigen. Ihre Nichte Marie Louise Wallersee dressiert Sisi wie ein Schoßhündchen und arrangiert eine Ehe für sie, ohne sich um deren Gefühle zu kümmern.

„Das Haar hat den berühmten Tizianschimmer. (…) Sie muss etwas seitlich gehen, weil sich der Rock so eng an ihre Hüften schmiegt. Eigentlich ist es mehr ein Gleiten als ein Gehen.“

Wie schon in „Fräulein Nettes kurzer Sommer“ entwirft Karen Duve ein Sittengemälde einer Zeit, die von Konventionen, starren Regeln und Hofprotokollen gekennzeichnet ist, die auch für Herrscherinnen wie Sisi keinen Raum zur Entfaltung lassen. Akribisch recherchiert und nicht nur wegen des im Präsens geschriebenen Romans wird hier Geschichte ebenso lebendig wie Geschichten und Gerüchte. Denn von diesen gab und gibt es genügend wie Karen Duve in ihren Quellenangaben festhält. Alles in allem ist „Sisi“ lesenswert auch, aber nicht nur, für Sisi-Fans.

Karen Duve: Sisi, Galiani, 26 Euro.
Das Buch wurde mir freundlicherweise vom Verlag zur Verfügung gestellt.

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