Flapsig gesagt ging es ganz schön ab im Paris der 20er Jahre. Oder zumindest in dem Paris, in dem sich Ernest Hemingway und seine Freunde bewegten. Fest entschlossen, ein großer und berühmter Schriftsteller zu werden, beschließt der junge und noch unbekannte Ernest Hemingway in die französische Hauptstadt zu ziehen und einen Roman zu schreiben. Das erweist sich als nicht einfach, schließlich braucht er dazu eine Geschichte, die er erzählen kann. Rückschläge und Geldmangel halten ihn aber von seinem ehrgeizigen Vorhaben nicht ab, ein Vorhaben, dass er mit einem großen Gespür dafür, was er konnte und was nicht mit großer Bestimmtheit verfolgte. Auf der Suche nach einem Stoff für seinen ersten Roman wird Hemingway schließlich 1925 auf einer Reise nach Spanien fündig. Die blutigen Stierkämpfe samt ihrem Ambiente liefern ihm die Vorlage für „Fiesta“. Der Roman erscheint erstmals 1928.
„Niemand war ein besserer Förderer Hemingways als Hemingway selbst. Er hatte mehr kommerziellen Durchblick als die meisten seiner Konkurrenten, und er war von einer fast wilden Entschlossenheit.“
Lesley M. M. Blume nimmt in „Und alle benehmen sich daneben“ den Leser mit in das Paris der 20er Jahren, eine Zeit, in der viel getrunken, geliebt und gehasst wurde in einem Kreis von Schriftstellern und anderen Künstlern, für die die Cafés gleichermaßen Bühne und Schreibstube waren. Hätte es schon damals Laptops gegeben, hätte Hemingway womöglich vor einem aufgeklappten Rechner das Treiben um sich herum genossen und seine Notizen statt in ein Buch geschrieben in seinen Tastatur getippt. Doch Paris und die Stierkämpfe, von denen Hemingway fasziniert war, sind nur die Kulisse, um den ehrgeizigen jungen Mann zu beschreiben, der sein Ziel, Schriftsteller zu werden, nie aus den Augen verlor und seine eigene Legende schuf. Blume schafft es, Wissen zu vermitteln ohne langweilig oder schulmeisterlich zu sein. Umfangreiche Anmerkungen ergänzen den Band, der einen Leser zurücklässt, der mehr von Hemingway lesen will.
Lesley M. M. Blume: Und alle benehmen sich daneben – Wie Hemingway seine Legende schuf. dtv, 24 Euro.
Das Buch wurde mir freundlicherweise vom Verlag zur Verfügung gestellt.