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Lukas Hartmann: Ins Unbekannte

Lukas Hartmann: Ins Unbekannte

Foto: Petra Breunig

Hysterie lautet die Diagnose, mit der Sabrina Spielrein in die psychiatrische Klinik in Kleinhölzli in Zürich eingeliefert wird. Die 19-jährige Tochter eines Rostower Kaufmanns wird hier in die Fürsorge von Carl Gustav Jung gegeben.

„Sie hieß Sabrina Spielrein, sie war Jüdin, und ihr war bewusst, dass der Familienname Anlass zu Spott und schmierigen Andeutungen gab.“

Sabrina hat für Frauen ihrer Zeit den unerhörten Drang, mehr mit ihren Leben anfangen zu wollen als gut auszuschauen und den Tag mit Handarbeiten zu verbringen. Trotz aller Hürden wird sie später Ärztin und Psychoanalytikerin in der Schweiz und in Russland.

„Gewiss, man konnte davon träumen, Ärztin zu werden und sich danach der Psychiatrie zuzuwenden, aber dies in Angriff zu nehmen, gegen alle Widerstände, das wäre eine andere Sache.“

Fritz Platten war einer der bekanntesten Kommunisten seiner Zeit. Er führte 1918 den Landesstreik in der Schweiz an und kämpfte für die Rechte der Arbeiterklasse. Seinen Überzeugungen folgend wanderte er in die Sowjetunion aus.

Lukas Hartmann ist bekannt dafür, dass er Geschichte meisterhaft lebendig werden lassen kann. Das hat er in zahlreichen Romanen bewiesen. Mit „Ins Unbekannte“ rückt er Menschen in den Vordergrund, die zumindest mir unbekannt waren, Menschen, die nichts miteinander verbindet. Außer ihre Überzeugung, sich für andere einzusetzen und die Gesellschaft ein Stück besser machen zu wollen. Hartmann erzählt mit viel Liebe zum historischen Detail und mit viel historischem Wissen. Das ist lesenswert und erhellend – so wie gute Literatur sein sollte.

Lukas Hartmann: Ins Unbekannte, Diogenes, 25 Euro.
Das Buch wurde mir freundlicherweise vom Verlag zur Verfügung gestellt.

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