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Mary Ann Shaffer, Annie Barrows: Deine Juliet

Foto: Petra Breunig

Foto: Petra Breunig

Bücher sind etwas Wunderbares. Sie spenden Trost, sind ein Zufluchtsort, können Leben retten und Menschen zusammen bringen. Jedenfalls dann, wenn man dem Club der Guernseyer Freunde von Dichtung und Kartoffelschalenauflauf angehört. Oder wie Juliet von der Existenz dieser Gemeinschaft erfährt, die mindestens genauso interessant ist wie der etwas merkwürdige Name des Literaturclubs. Juliet Ashton, die 32-jährige Schriftstellerin, deren Londoner Wohnung durch Bomben im gerade zu Ende gegangenen Zweiten Weltkrieg zerstört wurde, bekommt einen unerwarteten Brief von einem ihr unbekannten Mann. Dawsey Adams ist Bauer auf Guernsey und hat ihre Adresse aus einem Buch, das Juliet einmal gehört hat. Weil es auf der Kanalinsel keine Buchhandlung gibt, bittet er die frühere Besitzerin seines Buches, ihm eine in London zu nennen, bei der er weitere Werke von Charles Lamb – dem Autor des Buches, aus dem er die Adresse hat – bestellen kann. Aus dieser Gefälligkeit heraus entsteht ein reger Briefwechsel, den Juliet, die eigentlich ein Buch über englische Marotten schreiben soll, so interessant findet, dass sie beschließt, Dawsey und die anderen Mitglieder des Buchclubs, die sie nach und nach durch Briefe kennenlernt, zu besuchen. Juliet will nicht nur mehr über die Menschen und deren Club wissen, sondern auch über die Zeit der deutschen Besatzung auf der Insel.
„Für mich sind diese Leute und ihre Erlebnisse während des Krieges faszinierend und rührend.“
Er bleibt aber nicht der einzige Briefwechsel in „Deine Juliet“, denn in der Zeit unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg sind Briefe, Telegramme und seltene Telefonate die einzige Möglichkeit, mit weit entfernt lebenden Menschen in Kontakt zu bleiben. Und so korrespondiert Juliet nicht nur mit Dawsey und den anderen Mitgliedern des Buchchlubs, sondern auch mit ihrem Verleger und gutem Freund Sidney Stark und dessen Schwester Sophie. Mary Ann Shaffer hat mit „Deine Juliet“ einen Briefroman geschrieben, der so manchen Leser wegen der eher ungewöhnlichen Form abschrecken mag. Das wäre bedauerlich, denn der Roman, den die todkranke Mary Ann Shaffer nur mit Hilfe ihrer Nichte Annie Barrows fertigstellen konnte und dessen Erfolg sie nach dem Erscheinen der englischsprachigen Ausgabe 2008 (unter dem Titel „The Guernsey Literary and Potato Peel Pie Society“ bei Bloomsbury) nicht mehr erlebte, hat einen ganz besonderen Charme, der perfekt passt zu einer Geschichte über Bücher, Liebe, der Frage nach dem Sinn des Lebens und liebenswerten Charakteren, die man am liebsten sofort auf Guernsey besuchen möchte. Bis man das schafft, hilft die Lektüre des Buches, die zum Glück in einer sehr guten Übersetzung vorliegt –  und der Gang ins Kino, wo der Film gerade mit Lily James als Juliet läuft.   Mary Ann Shaffer, Annie Barrows: Deine Juliet. btb, 9,99 Euro. Das Buch wurde mir freundlicherweise vom Verlag zur Verfügung gestellt.
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