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Bernhard Schlink: 20. Juli

Foto: Petra Breunig

Das Ende der Schulzeit, das Abitur ist ein wichtiger Einschnitt im Leben eines Jugendlichen. Kein Wunder also, dass sich die fünf Schulfreunde Paul, Ester, Niklas, Maria und Fabian Gedanken über die Zukunft machen. Ihre Zukunft, aber – ganz Schüler des Leistungskurses Geschichte – auch über die Zukunft Deutschlands, schließlich fällt  der letzte Schultag auf den 20. Juli. Einen Tag vorher hat der rechtsextreme Rudolf Peters bei einer Landtagswahl die Mehrheit gewonnen.

„Aber das ewige Moralisieren, die ewigen Ermahnungen zum aufrechten Gang und zur Zivilcourage und zum Widerstand – das ist mir entsetzlich auf den Geist gegangen.“

Bernhard Schlink legt mit „20. Juli“ sein erstes Theaterstück vor – und es hätte eigentlich gut sein können. Hätte. Denn die Dialoge des Jugendlichen wirken, als seien sie bei den großen deutschen Dichtern Goethe, Schiller oder Lessing entlehnt. Nichts, aber auch gar nichts lässt den Leser ahnen, dass sich hier Jugendliche aus dem hier und heute unterhalten. Alles wirkt gestelzt, unecht, als würden die Figuren (Charaktere, mit denen man mitfühlt, fehlen) fremde Texte unprofessionell ablesen. Denn, seien wir ehrlich, so redet niemand.
Schade, denn der Tyrannenmord, der Mord eines Anführers, um Schlimmeres für die Gesellschaft zu verhindern, die Auseinandersetzung mit den aktuellen Themen in Deutschland, aber auch darüber hinaus, ist nicht nur wichtig. Es könnte auch so spannend, nachdenklich machend und aufregend aufgeschrieben werden (auch als Theaterstück), dass man einer möglichen Erstaufführung entgegenfiebert. Ist es aber nicht.
Warum Bernhard Schlink, der durchaus berührende und spannende Geschichten schreiben kann, das mit „20. Juli“ nicht schafft, bleibt rätselhaft.

Bernhard Schlink: 20. Juli. Ein Zeitstück. Diogenes, 18 Euro.
Das Buch wurde mir freundlicherweise vom Verlag zur Verfügung gestellt.

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