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Megan Hunter: Die Harpyie

Es beginnt wie so viele andere Ehekrisen auch: Ein Verdacht, Anrufe, E-Mails, SMS-Nachrichten, die zwischen Lucys Ehemann Jake und deren Kollegin hin und her gehen. Auch abends. Beide wohnen in einer englischen Kleinstadt; Jake fährt jeden Tag zur Arbeit in der Universität, Lucy arbeiten von zuhause aus und kümmert sich um die Kinder.

„Ich frage mich, wie eine Frau in einem Film auf eine solche Nachricht reagieren würde.“

Doch dann wird aus dem Verdacht Gewissheit. Lucy ist verletzt, wütend, doch nicht so sehr, dass sie sich von Jake trennen kann oder will. Stattdessen vereinbaren die beiden, dass Lucy ihn drei Mal bestrafen darf. Wann und wie ist alleine ihre Entscheidung.

„Ich fragte meine Mutter, was eine Harpyie sei; sie sagte, dass die Männer für das strafen, was sie tun.“

Megan Hunter legt mit „Die Harpyie“ einen Roman vor, der von der ersten Seite an fasziniert und die Spannung bis zum Schluss aufrechterhält. Das liegt natürlich an der Konstellation untreuer Ehemann – betrogene und verletzte Ehefrau. Zum anderen aber vor allem auch daran, dass die Frau nicht klein bei gibt, ihren Mann verlässt und die Scheidung einreicht, sondern die ehelichen Machtverhältnisse zu ihren Gunsten ändert. Indem sie ihrem Mann auch körperlich verletzt, wird aus der liebenden, treusorgenden Hausfrau und Mutter eine Rächerin (ganz im Sinne der Wesen aus der griechischen Mythologie), die die vermeintlich perfekte Ehe und das kleinstädtische Leben entlarvt. Das ist so intensiv und beklemmend beschrieben, dass man das Buch kaum aus der Hand legen kann.

Megan Hunter: Die Harpyie, C.H.Beck, 16 Euro.
Das Buch wurde mir freundlicherweise vom Verlag zur Verfügung gestellt.

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