Ein alter Bauernhof, die Hündin Katja und die Einsamkeit. Mehr braucht Linda nicht zum leben. Nicht mehr. Sie hat sich bewusst für das Dorf und gegen die Stadt entschieden und auch gegen ihren Mann Richard, der nicht verstehen kann, weshalb seine Frau anders trauert und deshalb die Trauer anders verarbeiten muss. Die Trauer um die gemeinsame Tochter Sonja, die auf dem Fahrrad von einem Lkw erfasst wurde und den Unfall nicht überlebt hat.
„Im Übrigen lebe ich weiter wie gehabt – antisozial, fast unsichtbar. Ich gehe raus, wenn es regnet, stürmt und schneit und verkrieche mich, wenn die Sonne scheint.“
Daniela Krien erzählt in „Mein drittes Leben“ wie die Ich-Erzählerin Linda sich von der Welt zurückzieht und wie sie schließlich einen Weg findet, mit der neuen Situation zurechtzukommen. Das ist nicht immer eine einfache Lektüre, denn die meisterhaft reduzierte Sprache bietet zu keinem Zeitpunkt tröstenden Zuspruch, zu groß wäre die Gefahr, in Floskeln zu verfallen. Doch so wird Lindas Verzweiflung unmittelbar spürbar und teilt sich dem Leser so direkt mit, dass man gar nicht anders kann als mitzuleiden. Auch wenn das schwer zu lesen ist, so ist doch „Mein drittes Leben“ keine Geschichte über eine Depression, sondern über eine Trauerbewältigung und über die Hoffnung, die allen Schicksalsschlägen trotzt.
Daniela Krien: Mein drittes Leben, Diogenes, 26 Euro.
Das Buch wurde mir freundlicherweise vom Verlag zur Verfügung gestellt.