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Anne Reinecke: Hinter den Mauern der Ozean

Foto: Petra Breunig

Nur fünf Menschen leben in einer Stadt, die vom Meer umgeben ist. Diese Ewigen, zwei Frauen und drei Männer, leben im Rhythmus der Jahreszeiten. Während sie im Sommer den Fremden das zeigen, was von der Alten Welt übrig ist, sind sie im Winter sich selbst überlassen. Vor allem in der kalten Jahreszeit ist die Bedrohung und die Furcht, dass die Alten die Stadt – ganz offenbar Berlin – mit dem Ozean fluten wollen, greifbar. Friedrich, Wilhelm, Alexander, Else und Lola hinterfragen diese Situation nicht, nehmen sie als unabänderlich hin. Sie wissen, dass sie diejenigen sind, die das, was die Alten hinterlassen haben, bewahren müssen.

„All unsere Worte sind heilig, ob wir uns an die Gesänge der Alten halten oder nicht.“

Anne Reinecke setzt in „Hinter den Mauern der Ozean“ ihre Hauptfiguren in einer düsteren, nicht näher bezeichneten Zukunft in einer Stadt aus, in der es weder weitere Bewohner noch funktionierende Infrastruktur gibt. Weshalb die Frauen und Männer in Berlin sind, warum die Stadt sich in diesem Zustand befindet und wo der Rest der Menschheit ist, bleibt unklar.

„In der Staatsbibliothek gibt es Zeitungen, Papier, ein Vermächtnis der Alten.“

Ebenso unklar bleibt die Frage, weshalb die Menschen in einer Art vorindustrieller Zeit zurecht kommen müssen und weshalb die Ewigen so streng getrennt von den Fremden leben. Diese Konstellation schildert Anne Reinecke so, dass man von Anfang an fasziniert ist und den Roman in einem Rutsch lesen möchte. Und so ist auch das einzige Manko von „Hinter den Mauern der Ozean“, dass er so kurz ist.

Anne Reinecke: Hinter den Mauern der Ozean, Diogenes Tapir, 14,99 Euro.
Das Buch wurde mir freundlicherweise vom Verlag zur Verfügung gestellt.

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