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Victor Lodato: Honey

Foto: Petra Breunig

Honey Fasinga (sie hat ihren Namen mit Mitte 30 von „Fazzinga“ in „Fasinga“ ändern lassen) ist eine selbstbewusste Dame, die sich den ein oder anderen Luxus leisten kann. Gearbeitet hat die Kunstexpertin in den besten und angesehensten Auktionshäusern Los Angeles‘, bevor sie in ihre alte Heimat New Jersey zurückgekehrt ist. Jetzt, mit 82, ist sie sich nicht nur ihres Alters, sondern auch ihre Affektiertheit bewusst.

„In ihrem Alter – achtzig und ein paar Jährchen – war sie durchaus berechtigt, im Kampf gegen das Vergessenwerden und den Zerfall jegliche Hollywoodarroganz einzusetzen.“

Diese zelebriert sie geradezu genussvoll, gehört sie doch genauso zu ihr wie ihr Sinn für gutes Essen, Kunst und Kultur – und ihre Abneigung gegen ihre Familie. Zwar sind ihre Eltern und ihr Bruder seit etlichen Jahren tot. Aber ihr Neffe und dessen Familie leben nicht schlecht von ihren Geschäften in der Unterwelt, die unschwer als die der amerikanischen Mafia zu erkennen sind, obwohl das nie explizit gesagt wird. Honey jedenfalls will mit Gewalt nichts zu tun haben und trotz ihres fortgeschrittenen Alters, deren Gebrechen sie durchaus als Last empfindet, das Leben und die Liebe genießen.

„Die Gewalt war anscheinend nicht mehr dieselbe wie früher, ohne aber völlig verschwunden zu sein, da war sich Honey sicher.“

Honey“ ist ein wunderbare Erzählung über eine Frau, die sich Zeit ihres Lebens Stil und Selbstachtung bewahrt hat und nicht bereit ist, das im Alter aufzugeben. Vermutlich würde sie nicht mal im Traum darauf kommen, die Abende vor dem Fernseher in Schlabberklamotten zu verbringen.

„Dass sie sich erlaubte, in diesem Zustand gesehen zu werden, sah ihr gar nicht ähnlich. Keine Perücke, kein Make-up. Barfuß wie ein Bettelmädchen.“

Victor Lodatos Roman (Übersetzung: Claudia Wenner) ist aber weder eine Komödie über das Altern noch ein Mafiakrimi, sondern eine wunderbare Erzählung über das Leben, verpasste Chancen, Erreichtes und Verlorenes. Und darüber, dass alleine leben nicht gleichbedeutend ist mit einsam. Honey ist eine Figur, die von der ersten Zeile an berührt und fasziniert und die einem lange nicht aus dem Kopf geht.

Victor Lodato: Honey, C.H.Beck, 26 Euro.
Das Buch wurde mir freundlicherweise vom Verlag zur Verfügung gestellt.

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