Mit dem Special „Die Braut des Grauens“ verpflanzen die Macher die erfolgreiche britischen Serie von der Moderne in ihre Ursprünge. Am Ostermontag kommt die synchronisierte Fassung ins deutsche Fernsehen (ARD, 21.45 Uhr).
Was zunächst als Weihnachtsspecial angekündigt wurde, erblickte am 1. Januar 2016 das Licht der Fernsehöffentlichkeit. Oder zumindest der Öffentlichkeit, die auf welchem Wege auch immer die Erstausstrahlung im ersten Programm der britischen BBC anschauen konnte. Dem Rest der Fans blieb immerhin der zum Teil zeitversetzte Gang ins Kino, denn in vielen Ländern weltweit durfte die Originalfassung im Umfeld der Fernsehausstrahlung auf die große Leinwand – außer in den deutschsprachigen Ländern.
Denn in Deutschland, Österreich und der Schweiz hat die ARD die Erstausstrahlungsrechte an der synchronisierten Fassung und damit ganz offenbar das Recht, eine Kinoausstrahlung zu verhindern. Eine Ausstrahlung, die wohlgemerkt im englischen Original gezeigt worden wäre und somit ein anderes Publikum angesprochen hätte. Entsprechende Fragen verärgerter Fans beantwortete die ARD lediglich mit der Standardantwort eine Ausstrahlung im Kino sei nur in unmittelbarer Nähe zu einer Ausstrahlung im Fernsehen möglich (oder auch mit der Bitte später noch einmal nachzufragen)– was nach Recherchen der deutschsprachigen Webseite „Sherlock-DE“ so nicht stimmt. Immerhin wurde in China und Belgien „Die Braut des Grauens“ im Kino gezeigt, obwohl in beiden Ländern keine Termine für eine Fernsehausstrahlung feststehen. In Großbritannien war die Rückkehr des Meisterdetektivs auf die Fernsehschirme ein Quotenerfolg für die BBC, die eine Einschaltquote von 40,2 Prozent vermeldete. Über die Feiertage war „Sherlock“ sogar die am meisten gesehene Sendung. Trotz der zeitgleichen Ausstrahlung ließen es sich 18.500 Fans nicht nehmen, „Sherlock“ im Kino zu genießen.
Eine Verneigung vor den Fans
Und ein Genuss war es tatsächlich. Wer nach den ersten Gerüchten, die Erfinder des zeitgenössischen „Sherlock“ Steven Moffat und Mark Gatiss würden ihre Version ins viktorianische England zurückversetzen, der Überzeugung war, beide hätten wahlweise den Verstand verloren oder seien am Ende ihrer Ideen angekommen, wird schon nach wenigen Minuten eines besseren belehrt. Zahlreiche Anspielungen und filmische Zitate aus den vorherigen Staffeln sind vor allem in den ersten Szenen nichts weniger als eine Verneigung vor den zahllosen Fans der Serie. Der Fortgang der Handlung und ihre Auflösung sind eine liebevolle Hommage an den Sherlock-Holmes-Erfinders Arthur Conan Doyle. Die Details erschließen sich wie auch schon bei den vorherigen Folgen erst bei mehrmaligem Anschauen, zu vielschichtig und scharfsinnig sind nicht nur die Dialoge – bei denen wie immer Benedict Cumberbatch den meisten Text lernen muss und in der unglaublichen Geschwindigkeit Sherlocks präzise artikuliert spricht. Martin Freeman als Dr. John Watson ist ihm ein mehr als ebenbürtiger Sparringspartner, der auch im viktorianischen Tweedanzug mehr ist als ein Wortgeber und tollpatischer Bewunderer. Zusammen sind sie ein kongeniales Team, das an Drehorten und im Studio so wirkt, als würden sie in ihren Schauspielerleben nie etwas anderes tun.
Erfolgreiche Hauptdarsteller
Dabei haben es wohl beide Schauspieler nicht mehr nötig, in die berühmte Adresse Baker Street 221B zurückzukehren. Martin Freeman wurde spätestens mit der dreiteiligen Verfilmung des „Hobbit“ einem weltweiten Millionenpublikum bekannt, stand als „Richard III“ auf der Bühne und faszinierte in der ersten Staffel der Fernsehserie „Fargo“. Benedict Cumberbatch brach im vergangenen Jahr als „Hamlet“ die Vorverkaufsrekorde für Londoner Theater, erhielt für seine Darstellung des Codeknackers Alan Turing in „The Imitation Game“ eine Oscar-Nominierung und stand gerade als „Doctor Strange“ für die Titelrolle des Marvel-Helden vor der Kamera. Die vollen Terminkalender beider Hauptdarsteller sind wohl auch ein Grund dafür, dass neue „Sherlock“-Folgen nur im zweijährigen Rhythmus ausgestrahlt werden – wenn die Fans Glück haben. Doch sowohl Benedict Cumberbatch als auch Martin Freeman mögen die Serie offensichtlich, und die Macher arrangieren die Dreharbeiten entsprechend: die vierte Staffel wird im April diesen Jahres gedreht, eine Ausstrahlung in britischen Fernsehen könnte Anfang 2017 folgen.
Den Trailer zur „Braut des Grauens“ gibt es hier.
You find my review of „The Abominable Bride“ here.
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