Das Leben ist eine Abfolge endloser Partys, endloser Alkoholexzesse, die keinen Raum lässt für etwas anderes. Jedenfalls dann, wenn man dem Treiben der englischen Gesellschaft folgt, die Evelyn Waugh in seinem Roman „Lust und Laster“ beschreibt. Denn den Figuren um Nina, die sich zunächst gegen eine Heirat mit Adam entscheidet, sich ihn später zum Liebhaber nimmt und Adam selbst, dem Journalisten, der immer überall dabei zu sein scheint, leben in ihrer eigenen Welt, die nur aus Vergnügen zu bestehen scheint.
„Adam versuchte auch auf diskrete Art, Einfluss auf die Kleidung seiner Leserschaft zu nehmen.“
Kein Wunder also, dass die Figuren genauso oberflächlich bleiben wie die Handlung, in deren Mittelpunkt sie stehen. Das ist insofern gewöhnungsbedürftig, weil es dem Leser schwer fällt, Sympathien für eine Figur zu entwickeln. Statt in die Handlung hineingezogen zu werden, bleibt der Leser ein Beobachter, der sich mal mehr, mal weniger über die Figuren wundert, die sich mehr um die nächste Party kümmern als um den bevorstehenden Ausbruch des Krieges, was an den apokalyptischen Tanz auf dem Vulkan erinnert.
Möglich wird diese an schnelle Schnitte in einem Film erinnernde Handlung durch die souveräne Erzählweise Evelyn Waughs, die dem Roman eine angemessene Atemlosigkeit gibt.
Evelyn Waugh: Lust und Laster, Diogenes, 12 Euro.
Das E-Book wurde mir freundlicherweise vom Verlag zur Verfügung gestellt.