Quelle: @lichtblickpink

„Sherlock“ und die Spekulationen

Als Fan der BBC-Serie „Sherlock“ hat man es nicht leicht, wenn man im deutschsprachigen Raum lebt. Nicht nur weil das deutsche Fernsehen nach wie vor an der Synchronisation festhält und damit nicht nur die wunderbaren Stimme von Benedict Cumberbatchs Sherlock, sondern auch Dialekte plattmacht. Vom britischen Humor und sonstiger Anspielungen ganz zu schweigen.
Wenn also der Newsletter der Deutschen Sherlock-Holmes-Gesellschaft (DSHG) im E-Mail-Eingang aufploppt, ist für „Sherlock“-Fans meist nichts Aufregendes dabei. Neues schon gar nicht. Im Jüngsten allerdings, datiert vom 3. September (9/2018), gibt es einen Absatz, über den man entweder den Kopf schütteln oder sich aufregen kann. Am besten beides.

Denn die DSHG beteiligt sich an den Spekulationen darüber ob und wenn ja wann sich Macher und Crew zu einer fünften Staffel der erfolgreichen Serie zusammenfinden könnten. Gleichzeitig wird unterstellt, dass Benedict Cumberbatch und Martin Freeman (der John Watson spielt) nicht besonders gut miteinander auskommen würden, „ihr Verhältnis (galt) schon immer als angespannt, während der Dreharbeiten soll eine unterkühlte Atmosphäre geherrscht haben“, schreibt die DSHG und beruft sich auf einen Artikel des Telegraph.

Was aber ist dran an diesen Spekulationen?
Die beiden Hauptdarsteller seien „frosty“ schreibt der Telegraph  und beruft sich dabei auf die Sun, die ungefähr so seriös ist wie die Bild-Zeitung. Liest man den Artikel weiter, heißt es, Cumberbatch und Freeman seien keine Freunde, die nach den Dreharbeiten Zeit miteinander verbringen („Benedict and Martin aren’t mates and they don’t spend time together away from the show“), sagt eine ungenannte Quelle laut Telegraph, der dann auch weiter fröhlich darüber spekuliert, dass es wohl 2018 (der zitierte Artikel ist aus dem Jahr 2017) keine weitere Staffel geben wird.
Und natürlich wird das Telegraph-Interview, in dem Martin Freemans Aussage „Being Sherlock isn’t always fun“ (etwa: „In Sherlock zu spielen ist nicht immer ein Spaß“) ebenso zitiert wie Benedict Cumberbatchs Reaktion darauf. Der wiederum hatte ebenfalls im Telegraph gesagt „It’s pretty weak to blame that on fans“ („Es ist ziemlich schwach, den Fans die Schuld zu geben.“). Aber wofür genau soll Martin Freeman nicht den Fans die Schuld geben?

Um was geht es eigentlich?
Hätte die DSHG weiter recherchiert, wäre sie auf den sehr interessanten Artikel des Guardian vom 10. Mai 2018 gestoßen. Hier wird nämlich deutlich, um was es in dieser Angelegenheit geht: Es geht nämlich nicht so sehr um den Kultstatus, den die Serie bei Fans hat und den Bekanntheitsgrad, den vor allem die beiden Hauptdarsteller haben. Aus Sicht der Letzteren muss es freilich zuweilen nervig sein, wenn Fans ihre Idole auf der Straße erkennen und um ein Autogramm oder ein Foto bitten. Und es gibt sicherlich Situationen, in denen eine solche Bitte gerade nicht gelegen kommt oder sogar als unhöflich empfunden wird. Wer als Fan hier seinen gesunden Menschenverstand ausschaltet, muss sich nicht wundern, wenn die Bitte mehr oder weniger deutlich abgelehnt wird.
Nein, Martin Freeman bezieht sich auf eine recht große Gruppe von Fans (die „JohnLockers“), die sich nicht damit abfinden können, dass die vierte Staffel nicht so geschrieben wurde, wie sie es sich vorgestellt haben. Nun ist es völlig legitim, nicht von jeder Folge einer jeden Serie begeistert zu sein, auch wenn es die Lieblingsserie ist. Und auch unter den Fans, die sich selbst nicht den „JohnLockers“ zugehörig fühlen, gibt es Kritik an der vierten Staffel, die sich von den vorherigen doch recht deutlich unterscheidet. Dennoch erreicht die Ablehnung eine komplett andere Dimension, wenn Fans Macher und Schauspieler beschimpfen und sogar bedrohen, nur, weil sie unbedingt wollen, dass Sherlock und John ein schwules Paar werden – was weder bei Sir Arthur Conan Doyle noch in „Sherlock“ beabsichtigt war und ist. „Me and Ben, we have literally never, never played a moment like lovers. We ain’t f***ing lovers“ („Ich und Ben [Benedict Cumberbatch] haben niemals auch nur einen einzigen Augenblick so gespielt als seien wir Liebhaber. Wie sind verdammt nochmal keine Liebhaber“), sagt Martin Freeman im Radio-Times-Interview und macht klar, dass Vorstellungen, die in diese Richtung gehen, eben nur eines sind: Wunschdenken.

Die Äußerung des Speedy’s-Besitzers
Neben dem Verhältnis von Benedict Cumberbatch und Martin Freeman zueinander, erwähnt die DSHG auch die Äußerung von Chris Georgiou über eine fünfte Staffel. Georgiou ist der Besitzer von „Speedy’s Café“, über dem Sherlock und Watson in der Serie wohnen und das tatsächlich in der Londoner North Gower Street existiert. Dieser will nun laut Time Out gehört haben, dass es eine fünfte Serie geben wird: „I probably shouldn’t be saying this, ‘but I’ve heard they’ll be coming back for a fifth season.“ („Ich sollte das wahrscheinlich nicht sagen, aber ich habe gehört, dass sie (die Filmcrew) für die fünfte Staffel zurückkommen.“). Abgesehen davon, dass Radio Times offenbar Time Out zitiert, was die DSHG nicht erwähnt, kann man daraus nicht schließen, dass sich die Crew langfristig angekündigt habe. Es heißt lediglich, dass in einer fünften Staffel auch Speedy’s wieder zu sehen sein wird, woran Georgiou natürlich genauso interessiert ist, wie daran „ein freundschaftliches, enges Verhältnis“ zu den „Sherlock“-Machern zu haben. Schließlich hat die Serie sein Café zu einem Anlaufpunkt für Fans gemacht.

Was bedeutet das für eine „Sherlock“-Fortsetzung?

Nichts. Wie bei so vielem helfen Spekulationen wie diese nicht weiter. Sicher ist, dass sowohl Benedict Cumberbatch als auch Martin Freeman erst einmal mit anderen Projekten beschäftigt sind. Die Macher Mark Gatiss und Steven Moffat schreiben laut Radio Times (https://goo.gl/oF8qhU)  unter anderem für die BBC eine Dracula-Serie. Fakt ist, dass es keine definitive Aussage darüber gibt, dass es keine neue „Sherlock“-Staffel geben wird, weder von den Machern, noch von der BBC.  Und solange sich die Verantwortlichen nicht in die eine oder andere Richtung äußern, sind Spekulationen wenig hilfreich. Man kann lediglich vermuten, dass nicht zuletzt die BBC (https://goo.gl/oE5nrg und https://goo.gl/4foA4z ) als auftraggebender Sender ein Interesse daran hat, ihre äußerst erfolgreiche Serie fortzusetzen.

Screenshot: Petra Breunig

Der Abschnitt aus dem DSHG-Newsletter Screenshot: Petra BreunigDanke an Cumberlibrary für das Finden der Links.

 

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