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Kent Haruf: Kostbare Tage

Foto: Petra Breunig

Manchmal gibt es Bücher, die schon auf den ersten Seiten eine Traurigkeit verströmen, die der Leser nur schwer aushalten kann. Kent Harufs „Kostbare Tage“ ist ein Buch vom Abschiednehmen, vom Rückblick auf ein zu Ende gehendes Leben, vom Regeln wichtiger Dinge. Dad Lewis erlebt seinen letzten heißen Sommer in Holt. Er hat Krebs im Endstadium und er weiß, dass er, bevor der Herbst kommt, tot sein wird. Diese Tatsache nimmt er klaglos hin, während er immer wieder auf sein Leben zurückblickt – beispielsweise von seinem Platz auf der Veranda seines Hauses, von wo aus er auch die Nachbarn beobachten kann. Er erinnert sich daran, wie er seinen Sohn Frank in der Scheune in Frauenkleidern überrascht hat – und dass er schon lange keinen Kontakt mehr zu ihm hat. Seiner Tochter Lorraine, die zur Unterstützung nach Hause gekommen ist, will er sein Geschäft übertragen, damit alles geregelt ist, wenn er nicht mehr da ist.

„Er saß auf der Veranda, trank und hielt die Hand seiner Frau. Er würde also sterben. Das war es, was sie gesagt hatten. Noch ehe der Sommer vorbei war, wäre er tot.“

Kent Haruf nimmt den Leser mit in die fiktive Kleinstadt Holt, mit ihren Einwohnern, ihren jeweils ganz eigenen Charakteren und Biografien. Das macht er so wunderbar, dass man sich durchaus vorstellen kann, den Figuren im realen Leben zu begegnen. Die Melancholie der Geschichte ist so echt wie das Leben selbst.

Kent Haruf: Kostbare Tage. Diogenes, 24 Euro.
Das Buch wurde mir freundlicherweise vom Verlag zur Verfügung gestellt.

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