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Paul Maar: Wie alles kam

Foto: Petra Breunig

Foto: Petra Breunig

Es sind Lebenserinnerungen oder besser Erinnerungen an eine Kindheit, die nicht einfach war. Der bekannte Kinderbuchautor und Erfinder des Sams, Paul Maar, beschreibt im neuesten Roman „Wie alles kam“ seine Kindheit. Der 1937 im fränkischen Schweinfurt geborene Maar ist alt genug, um die Schrecken des Zweiten Weltkriegs mitzubekommen und zu jung, um den Tod seiner Mutter wirklich zu begreifen. Glücklicherweise ist seine Stiefmutter nicht die, die er sich vielleicht als Geschichtenerzähler ausgedacht hätte, sondern eine warmherzige Frau, die für den kleinen Paul eine liebevolle Mutter wird. Als der im Krieg verschwundene Vater wieder in die Heimat  zurückkommt, zieht die Familie außer dem älteren Bruder Bernd aus dem idyllischen Obertheres zurück nach Schweinfurt und lässt damit die Idylle der Großeltern hinter sich. Paul bekommt nun auch mehr mit vom Zweiten Weltkrieg. Er merkt auch, dass sich sein Vater durch seine lange Abwesenheit verändert hat und damit auch ihr Verhältnis zueinander.

„In der Nachschau stellt sich der Umzug nach Schweinfurt als die tiefste Zäsur in meinem Leben dar. In Obertheres schien die Zeit stillgestanden zu haben. Das Dorf hatte unter einer unsichtbaren Kuppel gelegen, die es vor dem ‚Draußen‘ beschützte.“

„Wie alles kam“ ist weder ein gewöhnlicher Roman noch eine gewöhnliche Autobiografie. Das liegt schon daran, dass Paul Maar sein Leben nicht chronologisch erzählt, sondern von Ereignissen seiner Kindheit die Gegenwart wechselt, wo der heute in Bamberg lebende Schriftsteller seine an Demenz erkrankte Frau Nele pflegt. Was das Buch dennoch zu einem Roman macht, sind die einzelnen Geschichten, aus denen die Erinnerungen bestehen und die den Leser mindestens genauso in ihren Bann ziehen wie die Geschichten, die sich der kleine Paul ausgedacht hat, um aus seiner Gegenwart zu fliehen. Paul Maar nimmt den Leser mit in eine Welt, die aus seinen Erinnerungen an Kindheit und Jugend besteht, gleichzeitig aber zeigt er, dass Bücher Zugänge zu Welten eröffnen, die wir ohne sie nicht kennenlernen würden – zumal wenn sie in einer Sprache geschrieben sind, die Menschen fast jeden Alters verstehen werden.

Paul Maar: Wie alles kam. Der Roman meiner Kindheit. S.Fischer, 22 Euro

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