Website-Icon DieBedra

Martina Clavadetscher: Die Erfindung des Ungehorsams

Foto: Petra Breunig

Foto: Petra Breunig

Sie sind auf der Suche, vielleicht nach sich selbst, nach dem Kern der Dinge, nach dem, was die Welt im Innersten zusammenhält. Drei Frauen, in drei ganz unterschiedlichen Orten, vielleicht sogar in ganz unterschiedlichen Zeiten, ja vielleicht sogar in Paralleluniversen. So ähnlich wie in einem Science Fiction-Film, so fühlt man sich beim Lesen von „Die Erfindung des Ungehorsams“, denn es ist recht lange (vielleicht sogar bis zu Ende) nicht so ganz klar, was die drei Frauen gemeinsam haben.

„Zu vorhersehbare Abläufe sind endgültig vorbei (…) Wir streben nach einer gewissen Willkür, auch wenn diese Willkür gemäß Logarithmus natürlich wieder berechenbar ist, für uns.“

Die drei Frauen, das sind Ling, die in einer Sexpuppenfabrik in China arbeitet, Iris, die in einem Penthouse in Manhattan lebt und Ada, die von menschlichen Maschinen träumt. Spätestens wenn die Handlung des Romans in die Grafschaft Leicestershire ins Jahr 1815 wechselt, wird klar, dass die drei auf den ersten Blick so unterschiedlichen Frauen nicht nur mehr gemeinsam haben als man bis dahin vermuten möchte. Es ist auch klar, dass die britische Mathematikerin Ada Lovelace, die als erste Programmiererin überhaupt gilt (und gerne zusammen mit Alan Turing genannt wird), keine Zeitgenossin von Iris und Ling sein kann. Oder doch nicht?

Die Schweizer Autorin Martina Clavadetscher legt mit ihrem neuesten Werk eine ungewöhnliche Geschichte vor, die man nicht eben mal nebenbei lesen kann. Das liegt auch am Layout des Buches, das an das eines Gedichtbandes oder eines Dramas erinnert, weil die einzelnen Zeilen also nicht immer die ganze Breite der Seite einnehmen. Wer sich Zeit nimmt und sich auf den Roman einlässt, wird eine neue Gedankenwelt entdecken, an die man gerne zurückdenkt.

Martina Clavadetscher: Die Erfindung des Ungehorsams. Unionsverlag, 22 Euro.
Das Buch wurde mir freundlicherweise vom Verlag zur Verfügung gestellt.

Die mobile Version verlassen