Das Fremde als Chance begreifen – das muss er sein, der kanadische Traum oder zumindest das, was man sich landläufig unter einem Leben in Kanada vorstellt. Einem Leben, das geprägt zu sein scheint von Sicherheit, Ordnung, Offenheit. Zumindest in Toronto, der Stadt, in der sich die vier Liebesgeschichten von Kenneth Bonert abspielen.
Allen Figuren gemeinsam ist, dass es ihnen im Grunde gut geht bis sie jemandem begegnen, der ihnen zeigt, dass es mit der scheinbaren Offenheit einer multikulturellen Gesellschaft nicht allzu weit her ist.
Die Sammlung „Toronto – Was uns durch die Nacht trägt“ ist insofern überraschend, weil Bonert sich in seinen bisherigen Werken mit Themen seiner Heimat Südafrika beschäftigt hat. Seine Wahlheimat Toronto, wo er als Journalist und Schriftsteller arbeitet, ist nun der Hintergrund für seine Erzählungen, die alles in allem etwas zu überladen, ja zu gewollt, zu künstlich wirken, so dass Formulierungen wie „Der Eiter der Schuld quoll heraus“ oder „Sein Kopf schwebte in der Fensterscheibe“ den Stil prägen, der betont alles andere sein will als gewöhnlich und leicht eingängig.
Kenneth Bonert legt mit „Toronto – Was uns durch die Nacht trägt“ Erzählungen vor, die sicher nicht jeden Geschmack treffen werden.
Kenneth Bonert: Toronto – Was uns durch die Nacht trägt. Diogenes, 22 Euro.
Das Buch wurde mir freundlicherweise vom Verlag zur Verfügung gestellt.