Oscar Wildes Leben mag ungefähr so extravagant gewesen sein wie seine Kleidung, in denen er für die Kamera des Fotografen posierte. Nach Studienjahren unter anderem in Oxford, zog er nach Chelsea und wurde bald der Liebling der Londoner High Society.
„Argumente sollten vermieden werden. Sie sind immer vulgär und oft überzeugend.“
Wilde konnte – wie Wolfgang Kraus im Vorwort zu „Denken mit Oscar Wilde“ schreibt – im Grund nichts mit der Wirklichkeit anfangen und reagierte deshalb seltsam hilflos anstatt sich gegen die feindselige Realität zur Wehr zu setzen. Anders ist es nicht erklärbar, dass Wilde den Rat seiner Freunde ignorierte und sich seinem drohenden Zuchthausaufenthalt nicht mit der Flucht nach Frankreich entzog. Seine Stücke wurden abgesetzt, er bekam Schreibverbot und war nach seiner Entlassung ein gebrochener Mann.
„Oscar Wilde schuf sich seine Unsterblichkeit erst, als er schon für unsterblich galt.“
All das muss man sich vergegenwärtigen, um die Hellsichtigkeit, die die in dem kleinen Band versammelten Auszüge aus Oscar Wildes Werken auszeichnen, in einen größeren Zusammenhang zu setzen. Wie es sich für Auszüge gehört, muss man den Band nicht von vorne bis hinten lesen, sondern entdeckt beim Durchblättern immer wieder Neues, Überraschendes und fast schon prophetische Sätze, die unsere Zeit widerspiegeln.
Neben dem einordnenden Vorwort von Wolfgang Kraus verweist das Quellenverzeichnis auf die Herkunft der Zitate.
Denken mit Oscar Wilde, Diogenes, 12 Euro.
Das Buch wurde mir freundlicherweise vom Verlag zur Verfügung gestellt.