Ein Buch über vier Frauen und über Philosophie in Oxford. Klingt interessant und gleichzeitig kompliziert, schließlich ist Philosophie nicht unbedingt ein Thema, mit dem frau sich ständig beschäftigt. Noch dazu sind die Philosophinnen Elizabeth Anscombe, Philippa Foot, Mary Midgley und Iris Murdoch zumindest hierzulande eher unbekannt. Das Buch „The Quartet – Wie vier Frauen die Philosophie zurück ins Leben brachten“ von Clare Mac Cumhaill und Rachael Wiseman beschäftigt sich auf der einen Seite mit der Annahme, dass es objektiv betrachtet Gutes und Schlechtes in der Welt gibt und bestimmte Dinge deshalb nicht getan werden dürfen – wie beispielsweise morden.
„Den Proctors war Miss Anscombe schon lange ein Dorn im Auge. Denn sie war dafür bekannt, dass sie zu den Vorlesungen in Hosen erschien, was laut Universitätsstatuten für Frauen verboten war.“
Auf der anderen Seite wird das Leben der vier Wissenschaftlerinnen in Oxford der 1930er und der 1950er Jahren erzählt – und das so anschaulich, dass man sich das universitäre Leben in einer Stadt, die zumindest für Außenstehende nur aus Colleges zu bestehen scheint, sehr plastisch vorstellen kann. Die Beschreibung ist so detailliert, dass man auch erfährt, welche Farbe die Seidenkissen hatten und wie die Verbindungen innerhalb und außerhalb des universitären Lebens gepflegt wurden.
„Mary (Scrutton) war stolz auf ihre (…) Fähigkeit, Gleichaltrige und Ältere auf die Palme zu bringen.“
Das ist amüsant und leicht zu lesen, doch wer sich erhofft hatte, mehr über die philosophische Debatten und die analytische Philosophie zu erfahren und was Ludwig Wittgenstein mit all dem zu tun hatte, wird enttäuscht werden. Die beiden Autorinnen Clare Mac Cumhaill und Rachael Wiseman, selbst Philosophinnen, ging es aber offenbar nicht hauptsächlich um die Philosophie an sich. Ihnen war es wichtig, den Blick auf vier Frauen zu lenken, die wegen ihres Geschlechts Hindernisse überwinden mussten und so handelten, wie sie handelten. „Wäre nicht der Krieg dazwischengekommen“, heißt es schon im Vorwort, „so hätte es gut sein können, dass sich Mary, Iris, Elizabeth und Philippa den Männern angeschlossen hätten, um die schöne neue Welt einer Philosophie einzuläuten, die der Poesie, des Geheimnisses, des Geistes und der Metaphysik beraubt gewesen wäre.“ Und vielleicht wären ihre Namen bekannter geworden als sie es heute sind. „The Quartet“ ist jedenfalls eine gute Gelegenheit, sich mit diesen Frauen zu beschäftigen und im Nachgang noch mehr über sie zu erfahren.
Clare Mac Cumhail, Rachael Wiseman: The Quartet – Wie vier Frauen die Philosophie zurück ins Leben brachten. C.H.Beck, 26,95 Euro.
Das Buch wurde mir freundlicherweise vom Verlag zur Verfügung gestellt.