1949 ist das Geburtsjahr der Bundesrepublik. Und es ist auch das Geburtsjahr von Rita. Sie wird in „einer mittelgroßen deutschen Stadt am Rande des Ruhrgebiets“ geboren und in eine Gesellschaft, die noch etliche Jahre brauchen wird, um sich nicht nur der Vergangenheit zu stellen, sondern auch aufzubrechen in eine moderne Zeit, die sich von den Konventionen befreit.
„Die Hausfrau ist die Frau der Stunde.“
So wie Deutschland erst noch erwachsen werden muss, so muss auch Rita ihren Weg finden, herausfinden, wie und wo sie leben möchte. Das ist nicht immer einfach, als Frau, für die die Väter und die wenigen Mütter zwar die Gleichberechtigung ins Grundgesetz geschrieben haben. Im täglichen Leben aber existiert sich praktisch nicht.
„Als Kennedy nach Frankfurt kam“ (der Titel bezieht sich auf den Besuch John F. Kennedys in Frankfurt am Main am 23. Juni 1963) ist eine Geschichtsstunde über eine Zeit, die gleichzeitig vertraut und doch fremd ist. Gerade das macht die von Dörthe Binkert wunderbar erzählte Geschichte so lesenswert, dass man das Buch am liebsten auf einen Rutsch durchlesen möchte. Und sich ständig fragt, ob es für die Figuren historische Vorbilder gibt.
„Natürlich will Rita dabei sein, wenn John F. Kennedy nach Frankfurt kommt! Die ganze Stadt ist auf den Beinen…“
Mich hat „Als Kennedy nach Frankfurt kam“ wegen seiner guten Lesbarkeit und den geschichtlichen Hintergrundinformationen an Thomas Reverdys „Ein englischer Winter“ erinnert, das die jüngste Vergangenheit ebenso meisterhaft aufbereitet.
Dörthe Binkert: Als Kennedy nach Frankfurt kam. dtv, 22 Euro.
Das Buch wurde mir freundlicherweise vom Verlag zur Verfügung gestellt.