Mohawk ist eine amerikanische Kleinstadt, wie es wohl unzählige gab und gibt. Das gesellschaftliche Leben scheint um den einzigen Diner, dem Mohawk Grill, zu kreisen, wo man sich trifft, Klatsch und Tratsch austauscht. Einst hat die Stadt von der Lederindustrie profitiert, doch mit deren Niedergang scheint auch die Zukunft Mohawks düster. Die Einwohner sind einfache Leute, die nur ein anständiges Leben leben wollen. So wie Anne, die ihre eigenen Pläne nicht verwirklichen konnte und jetzt glaubt, für immer in Mohawk bleiben zu müssen.
„Zwei Spiegeleier“, sagt Herb hinter der Speisekarte. „Und Würstchen.“
„Mohawk“ ist der erste Roman des amerikanischen Schriftstellers, der bereits 1986 im Original erschienen ist und jetzt erstmals auf Deutsch vorliegt. Er nimmt die Leserin mit in die USA der späten 1960er Jahre, verbindet einzelne Schicksale miteinander und versucht, die Schuld einzelner Figuren aufzuzeigen. Dazu braucht es 490 Seiten, deren Lektüre mitunter zäh ist, weil es an Handlung fehlt und die Figuren zu oberflächlich bleiben, als dass sie echtes Mitgefühl auslösen.
Mich hat die Lektüre an John Irvings jüngstem Roman „Der letzte Sessellift“ erinnert, dessen Figuren und Handlungen mich nicht wirklich begeistern konnten. Doch wer sich für amerikanische Literatur, der Darstellung einer zeitlosen Trostlosigkeit und natürlich für Richard Russo interessiert, für den ist „Mohawk“ Pflichtlektüre.
Richard Russo: Mohawk, Dumont, 26 Euro.
Das Buch wurde mir freundlicherweise vom Verlag zur Verfügung gestellt.