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Alex Schulman: Endstation Malma

Foto: Petra Breunig

Ein Zug fährt durch eine schwedische sommerliche Landschaft. In ihm sind Harriet und Oskar und Yana und sie sind alle unterwegs nach Malma. Was genau sie dort erwartet und weshalb sie überhaupt dorthin unterwegs sind, das wird erst ganz allmählich klar. Sicher ist, dass sie alle durch Erlebnisse in der Vergangenheit geprägt sind und dass sie diese unbedingt aufarbeiten müssen.

„Sie würden sich scheiden lassen, sagte Mama, und da sie so weit voneinander entfernt leben würden, sei es am besten, die Kinder aufzuteilen.“

Harriet, die durch die Scheidung ihrer Eltern nicht nur von ihrer Mutter sondern auch von ihrer Schwester Amelia getrennt bei ihrem Vater aufwächst, mit dem sie außer der Fotografie keine wirklichen Gemeinsamkeiten hat. Oskar, der von einem Kontrollzwang geprägt ist und Yana, die auf der Suche nach Antworten ist.

„Das glänzende Rechteck ist ein Vergrößerungsglas in die Vergangenheit, sie reist durch ein Wurmloch ins Jahr 1976.“

Die Schicksale der einzelnen Figuren scheinen nebeneinander her zu laufen, so wie Reisende in einem Zug für eine bestimmte, begrenzte Zeit aufeinander treffen. Oder haben sie doch mehr miteinander zu tun, als es auf den ersten Blick scheint? Und laufen die Handlungen überhaupt parallel oder öffnen sich immer wieder erzählerisch Türen in die Vergangenheit?

Mit „Endstation Malma“ beweist Alex Schulman wie schon bei „Verbrenn all meine Briefe“ und „Die Überlebenden“ erneut, dass er zu den großen Erzählern unserer Zeit gehört. Denn „Endstation Malma“ gehört zu den Büchern, die, hat man sie zu Ende gelesen, mit einem Seufzer zuklappt. Nicht, weil man froh ist, sich endlich zum Ende vorgearbeitet zu haben. Sondern, weil die Geschichte so beeindruckend, so tiefschürfend und auf eine wunderbare Weise unfassbar ist, dass sie etwas ist, was man lange, vielleicht immer, mit sich herumtragen wird. „Endstation Malma“ ist so eine Geschichte.

Alex Schulman: Endstation Malma, aus dem Schwedischen von Hanna Granz, dtv, 24 Euro. Das Buch wurde mir freundlicherweise vom Verlag zur Verfügung gestellt.

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