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Stephanie Bishop: Der Jahrestag

Foto: Petra Breunig

J.B. Blackwood ist eine erfolgreiche Schriftstellerin. So erfolgreich, dass sie einen wichtigen Literaturpreis gewonnen hat und damit ihre Karriere krönen kann. Ihr Mann Patrick ist nicht nur erfolgreicher Regisseur, er hat mittlerweile Kultstatus erreicht. Beide haben sich in ihrem Leben in London, wo Patrick eine Gastprofessur hat, eingerichtet.

„Aber es war nicht nur die Arbeit. Wir waren beide schon länger nervlich ziemlich angespannt…“

Und J.B. ist es mittlerweile auch egal, dass, wie böse Stimmen behaupten, sie sich nicht nur in ihren 20 Jahre älteren Professor verliebt, sondern auch die Beziehung zu ihrem Vorteil ausgenutzt haben soll. Allerdings leidet diese Beziehung momentan unter Alltäglichem, zu dem neben Patricks Sohn Joshua auch Termin- und Arbeitsstress gehören und J.B. hofft, dass die Kreuzfahrt nach Japan anlässlich ihres gemeinsamen Hochzeitstages ihrer Ehe gut tun wird. Zunächst erfüllt sich diese Erwartung tatsächlich, beide genießen das Zusammensein abseits des Alltags. Doch dann gerät das Schiff in einen Sturm – und Patrick geht über Bord.

„Es gab ein paar Dinge, die ich sagen wollte. (…) Es gibt nie nur eine Version.“

Stephanie Bishop legt mit „Der Jahrestag“ einen Roman vor, der mit überraschenden Wendungen und einer Ich-Erzählerin aufwartet, die nicht die ist, die sie so raffiniert zu sein vorgibt. Außerdem begegnen wir wieder einem dieser Paare, das zumindest nach außen hin perfekt ist. Beide sind Intellektuelle, die in ihrem jeweiligen Beruf erfolgreich sind, auch weil sie sich gegenseitig unterstützen und so ihre Arbeit voranbringen – eine Konstellation, die mich an Ulrich Woelks „Mittsommertage“ erinnert hat.

„Ich räusperte mich. Alle warteten darauf, dass ich sprach, das konnte ich spüren.“

Doch wie so oft, merkt man, während die Handlung erst etwas zäh, dann aber Fahrt aufnehmend Spannung entfaltet, dass sich die Ereignisse auf dem Schiff in jener dramatischen Nacht, die wir recht lange nur aus der Sicht von J.B. kennen, ganz anders ereignet haben. Stephanie Bishop erzählt das so, dass man das Buch nach einer Gewöhnungszeit kaum mehr weglegen kann und unbedingt wissen will, wie die Geschichte ausgeht.

Stephanie Bishop: Der Jahrestag, dtv, 26 Euro.
Das Buch wurde mir freundlicherweise vom Verlag zur Verfügung gestellt.

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