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Norman Ohler: Der Zauberberg

Foto: Petra Breunig

Norman Ohler macht mit seiner Tochter Skiurlaub in Davos, nicht, weil er sich den Luxus unbedingt leisten will, sondern weil er hofft, dass seine 14-Jährige hier Erfahrungen fürs Leben machen wird. Schließlich bringt allein schon der Name des Schweizer Ortes etwas Mondänes mit sich. Und natürlich kann man heutzutage Davos nicht ohne Thomas Manns „Zauberberg“ denken. Während also die Jugendlichen (Ohlers Tochter ist mit ihrer besten Freundin hier) per Ski die Bergwelt kennenlernen, überlegt Ohler, ob er die Reise steuerlich geltend machen kann, wenn er einen Roman darüber schreibt und die Skiferien quasi als Recherche deklariert.

„Der wunderliche kleine Ort, der sein Aufblühen einer Fiktion verdankte, zog immer mehr illustre Gäste an.“

Das Ergebnis ist „Der Zauberberg, die ganze Geschichte“ ,ein Sachbuch, das sich einerseits Davos‘ literarischer Vergangenheit widmet, zum anderen aber auch die Gegenwart reflektiert. Das ist streckenweise so spannend wie ein historischer Roman, etwa wenn man erfährt, dass Thomas Mann seine Frau Katia, der man heute Burn-out diagnostizieren würde, recherchieren lässt, ihre Erkenntnisse im „Zauberberg“ verarbeitet, ihre Arbeit aber nie erwähnt.

(Sir Arthur Conan Doyle erkundete) „die Berge und popularisierte neben seinem Meisterdetektiv nun auch den Skisport.“

Sir Arthur Conan Doyle, der ebenfalls seine kranke Frau nach Davos begleitete, war so vom Skifahren begeistert, dass er darüber im „Strand Magazine“ schrieb und damit einen Hype auslöste, der dem um seinen berühmten Detektiv Sherlock Holmes in nichts nachstand. Was vielleicht daran lag, dass auch der Urväter aller Ermittler seine Fälle zunächst in der Londoner Zeitschrift löste. (Mehr zu Sherlock Holmes gibt es hier.)

„Das neue Mekka der Schwindsüchtigen lautete ab 1878 offiziell das Motto von Davos.“

Davos blieb aber nicht vom Überwachungswahn der Nazis verschont. Wilhelm Gustloff überwachte hier mit Hilfe von Ortsgruppen deutsche Staatsbürger in der Schweiz. Deren Behörden wollten die deutschen Touristen nicht vergraulen und dämmten den Nazi-Einfluss zunächst nicht ein. Erst als der jüdische Student David Frankfurter am 4. Februar 1936 Gustloff erschoss, änderte sich das.
Abgerundet mit historischen Fotos und zahlreichen Quellenangaben legt Norman Ohler ein anregendes Sachbuch vor, das weder feuilletonistisch überheblich noch langweilig ist.

Norman Ohler: Der Zauberberg, die ganze Geschichte, Diogenes, 25 Euro.
Das Buch wurde mir freundlicherweise vom Verlag zur Verfügung gestellt.

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