Es gibt nicht viele Filme, die einen so hilflos zurücklassen wie „12 Years A Slave“. Das liegt natürlich an der Handlung, die nach einer wahren Begebenheit erzählt wird: Kurz vor Ausbruch des Amerikanischen Bürgerkriegs wird Solomon Northup (Chiwetel Ejiofor), ein freier Afroamerikaner aus Saratoga/New York, gekidnappt und in die Sklaverei verkauft. 12 lange Jahre hofft er, der Willkür und dem Sadismus des Sklavenhalters Edwin Epps (Michael Fassbender) ausgesetzt, wieder aus der Gefangenschaft zu entkommen.
Was den Film fast unerträglich macht, ist nicht mal so sehr die gezeigte Brutalität – die gibt es beispielsweise auch in Quentin Tarantinos „Inglourious Basterds“ Doch während es dort immer wieder Momente gibt, in denen man durchatmen, ja sogar lachen kann (auch wenn einem das Lachen im Halse stecken bleibt), gönnt Steve McQueen seinem Publikum keine Erholung. Selbst die Landschaft, die wunderschön ist und wirkt als sei sie aus einem Gemälde entnommen, macht nur misstrauisch. Misstrauisch, weil die Idylle trügt und im nächsten Augenblick die Unmenschlichkeit dieses Systems erneut mit voller Härte zuschlägt.
Die ganze Kraft des Kinos
„12 Years A Slave“ zeigt die ganze Kraft, zu der das Kino fähig ist. Und er zeigt die Brillanz des Regisseurs Steve McQueen, der bei der Auswahl seiner Darsteller seine Meisterschaft beweist. Allen voran Hauptdarsteller Chiwetel Ejiofor, mit dessen Solomon das Publikum leidet. Michael Fassbender zeigt als brutaler Sklavenhalter Edwin Epps die ganze Perversion, die in den amerikanischen Südstaaten herrschte. Eine Perversion, die William Ford zumindest in Ansätzen erkennt, der Plantagenbesitzer ist aber nicht in der Lage, tatsächlich etwas gegen die Sklavenhaltung zu tun. Ein brillanter Benedict Cumberbatch verleiht dieser Figur mit wenigen Gesten und perfekt eingesetzter Mimik zwar die Aura einer Heilsfigur. Doch wie die Sonne an einem bitterkalten Wintertag nicht wärmen kann, so wenig kann der in Konventionen gefangene Ford tatsächlich helfen. Vielleicht will er es auch gar nicht.
William Ford (Benedict Cumberbatch, links, und Solomon Northup (Chiwetel Eijofor). Screenshot:pb/Tobis |
Das 135 Minuten lange Drama entlässt den Zuschauer zwar mit einem Happy End – Solomon Northup konnte fliehen und seine Erinnerungen aufschreiben – die Welt, außerhalb des Kinos wirkt aber eine ganze Weile so, als sei sie in Watte gepackt und unwirklich. Den mit neun Oscars nominierten Film muss man gesehen haben.
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