„Was ist denn Frauenliteratur? Literatur von Frauen, für Frauen, über Frauen? Unter uns: Ich weiß es nicht, und ich möchte es nicht wissen“, wird der Großkritiker Marcel Reich-Ranicki zitiert. Recht hatte er, möchte man ihm noch nachträglich zurufen, denn ob man ein Buch gut oder schlecht, spannend oder langweilig findet, hängt sicher nicht davon ab, ob es für Frauen oder Männer geschrieben wurde – sofern man das überhaupt ausmachen kann. Fall es also Bücher gibt, auf die die Bezeichnung „Frauenliteratur“ passt, dann sind es die jüngsten Romane „Paradies“ von Amelie Fried und „Plötzlich Millionärin – nichts wie weg“ von Gaby Hauptmann. Denn beide Bücher befassen sich mit Problemen, die Frauen im mittleren Alter haben, zumindest wenn man den Autorinnen glaubt.
„Ich wagte einen frechen Versuch, verrieb Festiger in meinen Handflächen und strich mir die Haare streng hinter die Ohren. Das veränderte mich total. Plötzlich sah ich irgendwie italienisch aus.“
Aus „Plötzlich Millionärin“
In Gaby Hauptmanns „Plötzlich Millionärin“ muss die 45-jährige Steffi nach einer Scheidung sparsam leben, um mit dem Gehalt, das sie als Verkäuferin verdient, auszukommen. Als die überraschend über eine Million Euro im Lotto gewinnt, beschließt sie, eine Reise nach Afrika zu machen. In einer Safari-Lodge trifft die schüchterne Steffi nicht nur auf ganz unterschiedliche andere Urlauber. Sie begegnet auch einer neuen Liebe.
„Allein die Vorstellung, nicht einkaufen und kochen zu müssen, erfüllte sie mit Euphorie.“ Aus „Paradies“
Auch in Amelie Frieds Roman „Paradies“ sind die Hauptfiguren an einem Punkt in ihrem Leben angekommen, an dem sie eine Entscheidung treffen müssen. Ähnlich wie Steffi, so steht auch die 46-jährige Lehrerin Petra vor den Scherben ihrer Ehe. Ihr Mann hat sie betrogen und so tritt die schüchterne Frau die Reise auf eine spanische Insel alleine an. Und wie in „Plötzlich Millionärin“ trifft Petra hier auf Menschen mit unterschiedlichen Lebenshintergründen.
Wer tiefgründige Literatur sucht, die sich nicht unbedingt leicht erschließt, wird sich mit beiden Romanen langweilen. All diejenigen, die sich bei Geschichten à la Sonntagabend-Rosamunde-Pilcher-Fernsehen gut unterhalten fühlen, werden mit beiden Büchern ein paar vergnügliche Lese-Stunden haben.
Gaby Hauptmann: Plötzlich Millionärin – nichts wie weg. Piper, 15 Euro.
Das Buch wurde mir freundlicherweise vom Verlag zur Verfügung gestellt.
Amelie Fried: Paradies, Heyne, 17 Euro.
Das Buch wurde mir freundlicherweise vom Verlag zur Verfügung gestellt.