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Sarah Moss: Zwischen den Meeren

Foto: Petra Breunig

Ally ist eine der ersten Ärztinnen im England der 1880er Jahre, als sie in Cornwall eine Stelle in einer Psychiatrie antritt. Ihr Mann Tom, den sie gerade erst geheiratet hat, reist nach Japan, um dort Leuchttürme zu bauen. Ally bleibt alleine zurück. In der psychiatrischen Klinik wird sie von Ärzten und Schwestern gleichermaßen kritisch beobachtet.
Tom taucht in Japan in eine für westliche Besucher fremde Welt ein, die er im Lauf von einem halben Jahr immer besser kennen lernt.

„‚Du hätschelst die Verrückten‘, sagt Mamas Stimme in ihrem Kopf.“

Zwischen den Meeren“ beschreibt nicht nur die Konventionen, mit denen Frauen zurechtkommen und die sie überwinden mussten, wollten sie in ihrem Leben nicht nur auf Haushaltsführung beschränkt bleiben. Sarah Moss zeigt durch die beiden Erzählstränge, in denen sie immer abwechselnd zwischen der Perspektive von Ally und der von Tom wechselt, auch die Unterschiede zwischen der westlichen Welt, die sich gegenüber anderen Zivilisation wie der Japans überlegen glaubt. Während Tom allmählich die so andersartigen Umgangsformen und Traditionen schätzenlernt und sich in einer ungewohnten Umgebung zurechtzufinden muss, versucht sich Ally als Ärztin zu behaupten. Freilich ist das für sie als Frau noch einmal schwieriger, läuft es ja schon dem allgemeinen Gepflogenheiten zuwider, wenn Ally gerne zu Fuß nach Hause geht, statt eine Kutsche zu nehmen oder sich zumindest von einem Mann begleiten zu lassen.

„Wenn ich lese, lasse ich mir Trägheit zuschulden kommen, aber wenn ich nicht lese, ist das der Beweis, dass mein Geist so schlicht ist, wie sie immer befürchtet hat.“

Ähnlich wie das Leben mal mehr und mal weniger spannend verläuft, so hat „Zwischen den Meeren“ Längen. Was nicht daran liegt, dass man die Fortsetzungsgeschichte von „Wo Licht ist“ ohne dessen Vorwissen nicht verstehen würde. Vielleicht liegt es einfach daran, dass es die gleichsam kontemplative Erlebnisse, die Tom in Japan hat, meiner Ansicht nach nicht mit Allys Herausforderungen aufnehmen können und ich diese Figur quasi nicht für einen Ausflug nach Japan verlassen wollte. Wer sich dennoch auf den Roman, der jetzt als Taschenbuch vorliegt, einlässt, erlebt ein paar schöne Lesestunden.

Sarah Moss: Zwischen den Meeren, Unionsverlag, 13,95 Euro.
Der Roman wurde mir freundlicherweise vom Verlag zur Verfügung gestellt.

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