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Mirna Funk: Zwischen Du und Ich

Foto: Petra Breunig

Foto: Petra Breunig

Eines ist die Geschichte, durch die uns Mirna Funk führt, sicher nicht: langsam. „Zwischen Du und Ich“ liest sich stellenweise so als würde man über Nike, der jungen Frau aus Berlin, auf ihrem Instragram-Account lesen. So schnell ist das Tempo, in dem man über Traumata erfährt, die ganz persönlichen, die Nike scheinbar immer wieder erlebt, wenn sie etwa ihre Großmutter Rosa besucht und die kollektiven, die nicht nur generationsübergreifend sind, sondern auch nationale. Nike ist Jüdin und muss sich nicht nur mit der Erinnerung an die Judenvernichtung während des Drittes Reichs auseinandersetzen – ganz handfest tut sie das auch, indem sie den Stolperstein regelmäßig putzt, der vor dem Haus, in dem sie eine Wohnung hat, zufällig an ihre Urgroßmutter erinnert. Aufgewachsen in Ost-Berlin, arbeitet Nike für den Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD).

Ich machte ein Foto mit meinem iPhone, legte einen Filter darüber und lud es auf Instagram hoch.

Als eine Kollegin in Tel Aviv ausfällt, beschließt Nike spontan, für sie einzuspringen und sich einbürgern zu lassen, denn wenn sie sich für das sogenannte Alija entscheidet, bekommt sie ein Jahr lang einen Sprachkurs bezahlt und dazu noch extra Geld. Obwohl sie Spontanität eigentlich nicht mag, glaubt sie, dass die Gelegenheit auf eine Veränderung in ihrem Leben genau das ist, was sie braucht. Als sie den Journalisten Noam trifft, hat sie das Gefühl, ihm auf besondere Weise verbunden zu sein, auch weil sie beide mit Gewalt in ihrem Leben und Verlusten zurechtkommen müssen.

Mirna Funk erzählt in „Zwischen Du und Ich“ von dem Wissen davon, dass man etwas in seinem Leben ändern muss, aber nicht genau weiß, wie das gehen soll. Trotz des Erzähltempos ist das Buch intensiv und bleibt es, auch wenn man auf den ersten Seiten ahnen mag, wohin die Geschichte führt.

Mirna Funk: Zwischen Du und ich. dtv, 22 Euro.
Das Buch wurde mir freundlicherweise vom Verlag zur Verfügung gestellt.

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