Annekathrin Kohout: Nerds – Eine Popkulturgeschichte

Jemand, „der für ein spezielles Fachgebiet besonders großes Interesse zeigt und viel Zeit damit verbringt“, so definiert der Duden den 2004 aufgenommenen Begriff „Nerd“. Für die Kulturwissenschaftlerin Annekathrin Kohourt ist der Begriff dagegen deutlich negativer belegt, mehr noch: In ihrem neuen Buch „Nerds – Eine Popkulturgeschichte“ bescheinigt sie dem Begriff (und der Figur, die dahinter steht), ausgedient zu haben.

Und weiter: War der Nerd in den USA der 1950er Jahre noch der Spießer-Typ, der eher als Antagonist zu Helden gesehen wurde und der durchaus Züge eines Genies tragen konnte, fand der Begriff spätestens in den frühen 2000er Jahren Einzug in die Alltagssprache.

Der Nerd ist also gemeinhin ein Mann.

Der Begriff „Nerd“ und der zugehörige Mensch hat Karriere gemacht, sich vom Außenseiter zum Helden gewandelt, ist aber in seinem Erscheinen mehr oder weniger gleich geblieben: ein weißer, schmächtiger, androgyner Mann, der sich nicht durchsetzen kann. In Deutschland wird der Begriff eher mit einem Computer-Freak gleichgesetzt, der die generelle Technik-/Computerskepsis und – wie könnte es anders sein – die Sorge um deren Auswirkungen auf Kinder und Jugendliche verkörpert. Erst allmählich und nicht zuletzt mit dem Aufstieg der Piratenpartei und des Chaos Computer Clubs, der seine Hacker-Nische verlassen hat, setzte sich die Erkenntnis durch, dass der Computer vielleicht doch ein ganz nützlicher Alltagshelfer sein könnte.

Die Figur des weiblichen Nerds berührt dementsprechend zentrale Diskurse des Feminismus.

„Nerds – Eine Popkulturgeschichte“ ist ein Ritt durch die Nerd-Geschichte, in der bekannte Nerds wie Steve Jobs, Steve Wozniak, Bill Gates und Linus Torvalds ebenso Erwähnung finden wie Filme und Bücher der sogenannten Popkultur. Wer sich mit dem Thema beschäftigt, wird Bekanntes lesen, wer neu ist, dem eröffnet sich nicht zuletzt wegen des umfangreichen Quellenverzeichnisses ein neues, interessantes Thema.

Annekathrin Kohout: Nerds – Eine Popkulturgeschichte, C.H.Beck,16,95 Euro.
Das Buch wurde mir freundlicherweise vom Verlag zur Verfügung gestellt.

 

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