Es sind harte, aber auch schöne Zeiten. Wally kommt im Winter 1911 als dritte Tochter des reichen Geistbeckbauern im oberbayerischen Deimhausen zur Welt. Die Familie, allen voran die Mutter Walburga und der Vater Georg, arbeiten hart und viel, um den großen Bauernhof zu bewirtschaften. Und sie sind für ihre Töchter Resi, Zenzi, den Buben Steff und die kleine Wally strenge, aber liebevolle Eltern. Einfach und derb, aber ehrlich und fleißig wollen sie nicht nur für sich ein gutes Auskommen. Sie wollen auch, dass ihre Kinder gut leben können, was natürlich für ihre Töchter bedeutet, dass sie gut verheiratet werden.
„Sie hatte (…) jetzt schon neun Jahre Unterricht bekommen. Das war mehr als die meisten Kinder im Dorf erhielten.“
Aus der Sicht von Wally beschreibt Antonia Brauer in „Die Töchter des Geistbeckbauern“ ein Leben in der oberbayerischen Provinz, das auch im Rückblick nichts verklärt. Der Wechsel der Jahreszeiten, die bitterkalten Winter, die arbeitsreichen Sommer bestimmen das Leben der Menschen, die von dem leben müssen, was sie selber erwirtschaften und für die Fortschritt nichts ist, was sie in irgendeiner Weise betreffen könnte. Wenn Wally alt genug ist, wird es ganz normal für sie sein, dass sie statt weiter zur Schule zu gehen, solange auf dem elterlichen Hof arbeiten wird, bis sie als Frau eines Bauern auf dessen Hof genau die Arbeit verrichten wird, die Generationen vor ihr verrichtet haben. Oder doch nicht? Antonia Brauer hat die Anregungen und Figuren für ihren Roman, dem im Herbst der zweite Teil folgen wird, aus ihrer eigenen Familie entlehnt. Das ist ihr so gut gelungen, dass man Wally gerne auf ihrem Lebensweg folgt.
Antonia Brauer: Die Töchter des Geistbeckbauern. Jahres des Säens. dtv, 11,95 Euro.
Das Buch wurde mir freundlicherweise vom Verlag zur Verfügung gestellt.