Donna Leon: Feuerprobe

Jedes Jahr pünktlich zu Sommerbeginn legt Donna Leon einen neuen Fall für Commissario Brunetti vor, heuer ist es der 33. Wer sich wie ich immer wieder auf den Besuch eines alten Freundes freut und wie in einer langen Beziehung gespannt ist, womit Brunetti sich dieses Mal beschäftigen muss, wird eine Überraschung erleben. Zwar sind die Venedig-Krimis von Donna Leon noch nie von der Art gewesen, die einen ob ihrer Brutalität und spannungsreichen Handlung nächtelang wachhalten. Aber „Feuerprobe“ nimmt in dieser ungewöhnlichen Reihe nochmal eine besondere Stellung ein.

„Der Frühling“, bekräftigte Brunetti ohne nachzudenken, „gibt mir immer das Gefühl, oder die Hoffnung, dass wir noch einmal eine Chance bekommen.“

Es geht um Baby-Gangs, Touristenströme, Kritik an Politik, der Moderne, das Leben in Venedig, Gedanken zum Frühling, Brunettis Liebe zum Lesen im Allgemeinen und zur klassischen Literatur im Besonderen, das Essen im Kreise seiner Familie, die Liebe zu seiner Frau Paola – all das wird dem Leser auf 327 Seiten wie ein Kaleidoskop des Lebens aufgeblättert. Und bei fortschreitender Lektüre fragt man sich, wo er denn bleibt der Mord, den ein anständiger Krimi braucht.

„Er trank aus und lehnte sich zurück. Paola tat es ihm nach und nahm seine Hand. So saßen die zwei beiden, eins des anderen Welt.“

Donna Leons „Feuerprobe“ ist einer der schwächeren Romane der Commissario-Brunetti-Reihe. Das liegt nicht an der fehlenden Konzentration auf den „Wer-war-der-Täter“-Handlungsverlauf, sondern daran, dass die für die „Brunettis“ typischen Themen bis zum Schluss wie aufgetrennte Fäden eines Strickzeugs in der Luft hängen bleiben. Da hilft es auch nicht, dass neben Brunettis Familie alle – bis auf Vianello – bekannten und geliebten Charaktere vertreten sind. „Feuerprobe“ wirkt ein bisschen wie aus der Reihe gefallen, zumal dem Roman auch ein versönliches, befriedigendes Ende fehlt. Oder gehen Donna Leon die Idee für ihren Commissario aus?

Donna Leon: Feuerprobe. Commissario Brunettis 33. Fall, Diogenes, 26 Euro.
Das Buch wurde mir freundlicherweise vom Verlag zur Verfügung gestellt.

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