Anna Voigt, die Tochter eines Gutsbesitzers, hat ein Kind bekommen. Ein Kind, das sie tot geboren hat, ein Kind, von dem sie bis zur Geburt nichts wusste. Jedenfalls beteuert sie das immer wieder. Doch im Leipzig des Jahres 1681 ist das eine solche Ungeheuerlichkeit, dass ihr der Prozess gemacht werden soll.
„Für Johannes Schreyer war das Leben einfach. Es ging um Wissen.“
Schließlich hat sie aus Sicht der Obrigkeit ihr uneheliches Kind gleich nach der Geburt getötet. Wie so vielen Frauen und Mädchen zu dieser Zeit droht ihr Folter und der Tod. Doch ihr Vater versucht alles zu, um seine geliebte Tochter zu retten und beauftragt einen jungen Rechtsgelehrten mit der Verteidigung. Christian Thomasius ist aber bei dem schier aussichtslosen Unterfangen nicht auf sich allein gestellt.
„Es war an der Zeit, eine Lungenschwimmprobe vorzunehmen. Er hatte davon gelesen.“
Denn Doktor Johannes Schreyer ist ein Mann, der an die noch neue und von so manchem misstrauisch beäugte Wissenschaft glaubt und die „Lungenschwimmprobe“ anwenden will.
„Die Wissenschaft, wie sie sie nennen, drängt sich überall hinein.“
Tore Renbergs Roman „Die Lungenschwimmprobe“ erzählt eine Geschichte, die sich zu unglaublich liest, als dass sie erfunden sein könnte. Und tatsächlich beruht sie auf historischen Ereignissen, für die der norwegische Schriftsteller vor Ort recherchiert hat. Herausgekommen ist ein Werk, das man atemlos und am liebsten ohne Unterbrechung lesen möchte. Tore Renberg ist – auch dank der wunderbaren Übersetzung von Karoline Hippe und Ina Kronenberger – ein Autor, den es bei uns noch zu entdecken gilt.
Tore Renberg: Die Lungenschwimmprobe. Luchterhand, 26 Euro.
Das Buch wurde mir freundlicherweise vom Verlag zur Verfügung gestellt.