Man muss keine besondere Vorliebe fürs Morbide haben, um Friedhöfe auf die Liste der Orte zu setzen, die man bei einem Städtetrip gerne besuchen möchte. Vor allem dann nicht, wenn diese Friedhöfe eine lange Geschichte haben, die in aufwendigen und sehenswerten Grabmalen verewigt wurde.
„Ein Gang über den Johannisfriedhof ist wie ein Streifzug durch die Jahrhunderte.“
Zwar steht das Momento mori, die Mahnung an den Tod und das Ende alles Irdischen im Mittelpunkt. Doch vor allem berühmte Persönlichkeiten wollten sich auch nach dem Tod von anderen absetzen, zeigen, dass sie über die finanziellen Mitteln für ein aufwendiges Grab verfügten und sich entsprechend verewigen konnten.
„Eine der beliebtesten Sehenswürdigkeiten der Stadt verdankt ihre Existenz einst unheilbaren Krankheiten.“
So wie Albrecht Dürer, der auf dem Johannisfriedhof in Nürnberg seine letzte Ruhestätte fand und die heute von zahlreichen Menschen besucht wird – auch wenn die Gebeine eines der berühmtesten Söhne der Stadt nach 1651 aus dem Grab entfernt und seither als verschwunden gelten.
Es sind Orte wie der Johannisfriedhof, die Siegfried Zelnhefer in „Nürnberg. Ein Stadtporträt in 50 Kapiteln“ beschreibt und die ein Bild der fränkischen Stadt zeigen, dass auch dem, der eben mal schnell für Besorgungen oder den ein oder anderen kulturellen Abend aus der näheren Umgebung nach Nürnberg fährt, nicht immer geläufig sein mag. Wie der Titel „Stadtporträt“ andeutet, ist das Buch kein Stadtführer im eigentlich Sinn – zum Mitnehmen beim Rundgang ist es eh zu groß. Vielmehr sind die Kapitel, zu denen neben Bratwurst, Lebkuchen und Mundart auch die NS-Zeit, Nürnberger Prozesse und der Wiederaufbau gehören, eher als Lektüre vor einem Ausflug gedacht, als Anregung, die Stadt immer wieder neu zu entdecken.
Siegfried Zelnhefer: Nürnberg. Ein Stadtporträt in 50 Kapiteln, Ars Vivendi, 24 Euro.
Das Buch wurde mir freundlicherweise vom Verlag zur Verfügung gestellt.