Alfons Kaiser, Simon Schwartz: Lagerfeld

Das entscheidende Erlebnis, das Karl Lagerfelds Leben für immer verändern würde, geschah im Winter 1949. Der 16-Jährige Lagerfeld besuchte mit einer Mutter eine Modeschau des französischen Modeschöpfers Dior. Es muss eine fast absurde Szenerie gewesen sein, war doch Hamburg noch weitgehend vom Krieg zerstört und die Einwohner vor allem damit beschäftigt, ihr Leben zu organisieren und die Stadt wieder aufzubauen.

„Meine Zeichnungen entsprachen nicht den Vorgaben, die man damals in der Kunstmalerei hatte.“

Für Karl jedoch brachten die 80 Models, die im Hotel Esplanade mit gekünstelten Bewegungen die neueste Mode präsentierten, die Offenbarung: er wusste, wie er sein  zeichnerisches Talent einsetzen konnte – und er wollte unbedingt nach Paris. In eine Stadt, die für ihn im Vergleich zu Hamburg und vor allem zur väterlichen Dosenmilchfabrik Glücksklee die große weite Welt bedeutete und in der er sich nicht von Arbeitern zum Bier einladen lassen musste.

„Ich trinke nur Champagner.“

Mit ihrer Graphic Novel „Lagerfeld“ schaffen es Alfons Kaiser und Simon Schwartz auf unmittelbare, ja fast intime Weise dem Phänomen und dem Menschen Karl Lagerfeld nahezukommen. Einem Menschen, der alles dafür tat, sich selbst als eine Ikone zu stilisieren, hinter der seine Persönlichkeit möglichst komplett verschwinden sollte. Nicht von ungefähr trug er eine große, dunkle Sonnenbrille, durch die er die Welt, diese aber ihn nicht sehen konnte und die er sich so immer auf Distanz hielt.

„Er nahm weder Rücksicht auf diplomatische Empfindlichkeiten, noch kümmerte es ihn, wenn er Applaus von der falschen Seite bekam.“

Nur wenigen Menschen wie seiner großen Liebe Jacques de Bascher, der an der noch neuen Krankheit Aids starb, oder sein Leibwächter und Vertrauter Sébastien Jondeau, der sich um Lagerfelds Asche kümmerte, gewährte Lagerfeld Zutritt zu seinem privaten Bereich.

„Ich bin mit nichts verbunden.“

Das Buch zeichnet in plakativ anmutenden Bildern einen Menschen, der zeitlebens selbst gezeichnet hat. Vielleicht hätte Lagerfeld, der mit beißenden Kommentaren über seine Umwelt nicht gespart hat, diese Graphic Novel ja gefallen.

Alfons Kaiser, Simon Schwartz: Lagerfeld, Graphic Novel, C.H.Beck, 22 Euro.
Das Buch wurde mir freundlicherweise vom Verlag zur Verfügung gestellt.

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