Zeichner, Maler, Schriftsteller, Liebhaber schöner Autos und guter Weine – Friedrich Dürrenmatt war eine durchaus schillernde Persönlichkeit. Aufgewachsen in einer bäuerlichen Welt, deren Umgebung von der Industrialisierung geprägt war, interessierte sich Dürrenmatt schon früh für die Astrologie und war alles andere als ein braver Pfarrerssohn. Und er war sich durchaus seines Ruhms bewusst, hielt Hof wie ein barocker Dichterfürst, wie Ulrich Weber in seiner Biografie schreibt, und fühlte sich über der zeitgenössischen Literatur mit Ausnahme seines Landmanns Max Frisch erhaben. Selbst mit ihm konnte oder wollte Dürrenmatt nicht in lebenslanger Freundschaft verbunden sein, wie er überhaupt selbst intensive Freundschaften beendete, wenn er einen neuen Lebensabschnitt begann.
„In Dürrenmatts Erinnerungen nimmt der Bahnhof als Tor zur großen Welt eine wichtige Rolle ein.“
Ulrich Weber legt eine faktensatte Biografie vor, die bisher unbekannte persönliche Einsichten in den Menschen Friedrich Dürrenmatt mit Hilfe von Briefen, Entwürfen und Fragmenten aus dem Nachlass, den der Literaturwissenschaftler im schweizerischen Literaturarchiv Bern seit Jahren betreut, ermöglicht. Die eigentliche knapp 600 Seiten Text werden ergänzt durch einen rund 100-seitigen Anhang, der weiterführende Literatur ebenso enthält wie umfangreiche Fußnoten sowie zwei Bildteile. Wer sich auch jenseits des 100. Geburtstags von Friedrich Dürrenmatt für den Schriftsteller interessiert, wird an diesem neuen Werk kaum noch vorbeikommen.
Ulrich Weber: Friedrich Dürrenmatt – Eine Biographie, Diogenes, 20 Euro.
Das Buch wurde mir freundlicherweise vom Verlag zur Verfügung gestellt.