Schurkenjagd und die Sehnsucht nach der Liebe fürs Leben. Seien wir ehrlich: darum ging es schon immer beim Geheimagent Ihrer Majestät. Doch James Bond (Daniel Craig) ist älter geworden und genießt den Ruhestand auf einer wunderschönen Insel, wo er statt im schicken schwarzen Anzug oder Kampfmontur in Schlapper-T-Shirt, Shorts und Barfuß den Weg vom Bootsanleger in sein offenes Haus zurücklegt. Doch die Idylle ist nicht von Dauer. Bond wird reaktiviert, schließlich geht es darum, dem Netzwerke Spectre, das der Oberschurke Blofeld (Christoph Waltz) vom Gefängnis aus mit seinem High-Tech-Auge steuert, das Handwerk zu legen. Zu allem Überfluss hat sich Lyutsifer Safin (Rami Malek) in die Biowaffe des MI6 gehackt.
„Kann ich bitte noch einen schönen Abend haben, bevor die Welt explodiert?“
Wie das alles genau zusammenhängt, wie das technisch funktioniert und weshalb ach so hochentwickelte Gefängnisse und Geheimdienste ihr Innerstes nicht besser abschirmen können, erschließt sich vielleicht nur echten James-Bond-Fans, die sicherlich auch in der Lage sind, Anspielungen zu verstehen und einzuordnen.
Alle anderen müssen immerhin anerkennen, dass sich die Frauen nicht mehr zum reinen Objekte der Begierde degradieren lassen. Wenn sich auch Nomin (Lashana Lynch), die nicht nur Bonds Nachfolgerin beim MI6 ist, sondern auch die Nummer 007 trägt („nur eine Nummer“), recht schnell von der selbstbewussten Agentin zu Bonds Assistentin mutiert. Ebenbürtig wirkt da nur Ana de Armas, die als kubanische Agentin mit silbernen High-Heels und enganliegendem schwarzen Abendkleid einen leider viel zu kurzen Auftritt hat.
Echte James-Bond-Fans werden begeistert sein von einem Film, der Daniel Craig als Hauptdarsteller einen würdigen letzten Auftritt ermöglicht, einem Film, der zeigt, dass James Bond eine Entwicklung durchgemacht hat, über sich selbst reflektiert, aber doch irgendwie am Ende seines Weges angelangt ist. Das ist durchaus bemerkenswert, schließlich ist nicht allen Helden ein würdiger Abschied vergönnt.
Für alle, die einen James-Bond-Film lediglich als Muss-man-gesehen-haben-Film einsortieren, werden zumindest die Erwartungen mit spektakulären Verfolgungsjagden, viel Technik – nicht zuletzt auch Dank Q (liebenswert gespielt von Ben Whishaw) und finsteren Schurken erfüllt. Wer sich in keine der beiden Kategorien einordnen mag, sollte sich die Zeit sparen.
James Bond: No Time to Die, Collector’s Edition, DVD plus Bonus-Disc, FSK: 12, ca. 17 Euro. Zur Rezension lagen nur die DVDs ohne Cover vor. Die DVDs wurden mir freundlicherweise vom Verleih zur Verfügung gestellt.