Benedict Cumberbatch in „Der Spion“

„Altmodisch“. Das ist das Wort, das „Der Spion“ treffend beschreibt. „Altmodisch“ im besten Sinn. Denn der Film kommt unaufgeregt daher, zieht aber den Zuschauer durch genau diese Erzählweise von Anfang an in eine Geschichte, die so unglaublich wie wahr ist.
Es ist die Zeit in der Mitte der 1960er Jahre, die durch wunderbare Requisiten wie Telefone, Fernseher, Mode und Einrichtungsgegenstände zum Leben erweckt wird. Die Zeit wird aber auch geprägt durch den Kalten Krieg, den Eisernen Vorhang und einen möglichen Atomkrieg.

„Ich bin nur ein Geschäftsmann.“

Vor diesem Hintergrund lebt Greville Wynne (Benedict Cumberbatch) das ganz normale Leben eines Geschäftsreisenden, der versucht, möglichst viel Geld zu verdienen, damit er seiner Frau Sheila (Jessie Buckley) und seinem Sohn Andrew (Keir Hills) ein angenehmes Leben bieten kann. Diese Normalität ändert sich, als er von den Geheimdienstagenten  des britischen MI6, Dickie Franks (Angus Wright), und des amerikanischen CIA, Emily Donovan (Rachel Brosnahan), angeworben wird. Sie sehen in Wynnes Normalität die beste Tarnung, um ihn als Kurier (worauf sich auch der Originaltitel des Films „The Courier“ bezieht) einzusetzen, um geheime Informationen aus Moskau in den Westen zu schmuggeln.

„Wenn diese Mission im geringsten gefährlich wäre, wären Sie der Letzte, den wir schicken würden.“

„Der Spion“ (nach der Ian-McEwan-Verfilmung „Am Strand“ die zweite  Regiearbeit von Dominic Cooke) setzt die Tradition der Spionagefilme auf perfekte Weise fort. Durch die Konzentration auf eine Handvoll wichtiger Figuren, die recht schnell hintereinander eingeführt werden und durch die geradlinige Erzählweise, die ohne Vor- und Zurückblicke auskommt, ist die Spannung von Anfang an mit Händen zu greifen. Verstärkt wird das nicht zuletzt durch die Kulissen mit ihren engen, bedrohlichen Gängen und den Farben, die an ausgebleichte Fotografien erinnern.

Benedict Cumberbatch, der bereits in einigen Filmbiografien Männer wie Alan Turing, Stephen Hawking oder Thomas Edison verkörpert hat, beweist mit seiner Darstellung von Greville Wynne erneut, dass er zu den besten Schauspielern seiner Generation gehört. Cumberbatch spielt nicht einfach nur Greville, er ist dieser ganz normale Brite, der sich nie vorstellen konnte, ein Spion zu sein, der an seiner Aufgabe wächst und tut, was er für das Richtige hält. Für diese Rolle hat er massiv abgenommen und wird dadurch als Mensch, als Schauspieler, seltsam verletzlich. Nicht zuletzt trägt auch das zu Cumberbatchs schauspielerischen Leistung bei, die nicht von ungefähr an seine Rolle als Alan Turing in  „The Imitation Game“ erinnert, die ihm zurecht eine Oscar-Nominierung einbrachte.

Mit „Der Spion“ liefert Benedict Cumberbatch erneut eine Leistung ab, die Oscar-würdig ist. Ob das die Academy auch so sieht, wissen wir im März 2022.

⭐⭐⭐⭐⭐

You’ll find an earlier English version here.

„Der Spion“, 112 Minuten, FSK 12, DVD, ca. 13 Euro, mit deutscher Tonspur und Extras.
Die DVD wurde mir freundlicherweise vom Verleih zur Verfügung gestellt.

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