Foto: Petra Breunig

R.C. Sherriff: Zwei Wochen am Meer

Was für ein Buch. Wie ein großer Seufzer, den man ausstößt, wenn man gemütlich vom Strandkorb aus das Treiben am Meer und davor beobachtet. Weil aber natürlich ein Strandkorb ein zutiefst deutsches Utensil ist, macht sich die Familie Stevens wie immer seit 20 Jahren im September auf an die englische Südküste, um dort – nach einigen Überlegungen – eine Strandhütte zu beziehen.

„Eben noch hatten sich Dick und Mary (…) gefragt, warum ihnen bisher nie das Schmuddelige und Armselige (…) aufgefallen war.“

Natürlich könnten sie auch einmal woanders Urlaub machen, aber es ist das Vertraute, das die Familie immer wieder in den Zug steigen und auf die heutzutage gut zweistündige Fahrt von London, Dulwich, nach Bognor Regis gehen lässt – wohl wissend, dass die Pension bei Mrs. Huggett mit der Zeit in die Jahre gekommen, ja schäbig geworden ist.

„Nie hinterlassen die goldenen Stunden des Lebens so scharfe Bilder, dass die Erinnerung sich auf sie verlassen könnte. (…) was einzig bleibt, ist eine tiefe Dankbarkeit, der die Zeit nichts anzuhaben vermag.“

Doch das Vertraute ist es auch, dass Mrs und Mr Stevens, die fast erwachsenen Kinder Dick und Mary und der jüngste Ernie, suchen und so schätzen, wie man sich jedes Jahr aufs Neue versichert, dass der alte Baum wieder ausschlagen wird und das Becken im Freibad noch genauso riecht wie im vergangenen Jahr. Zwischen Strand und Promenade, Schwimmen und Spaziergängen vergehen die Urlaubstage wie im Flug – obwohl vordergründig nichts geschieht.

„Eigentlich sollte man sich ganz den Stunden und Minuten hingeben.“

Zwei Wochen am Meer“ ist ein wunderbarer Roman, in dem R.C. Sherriff das ganz alltägliche, zutiefst englische Leben so detailliert beschreibt, dass man meint, die einzelnen Szenen wie in einem Film ablaufen zu sehen. 1931 im Original und jetzt erstmals auf Deutsch erschienen, ist „Zwei Wochen am Meer“ eine kleine Kostbarkeit, die ganz oben auf den Bücherstapel gehört und natürlich in die Strandtasche.

R.C. Sherriff: Zwei Wochen am Meer, Unionsverlag, 26 Euro.
Das Buch wurde mir freundlicherweise vom Verlag zur Verfügung gestellt.

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