Bertil Kras will neu anfangen und so kommt es ihm ganz gelegen, dass er in einem Kaff in Norrland Arbeit in einem Sägewerk findet. Weshalb der Botenfahrer, der aus Stockholm stammt, im September des Jahres 1977 sein Leben neu sortieren will, bleibt unklar. Allmählich deutlich wird aber, dass es im Ort ein Internierungslager gegeben hat, in dem während des Zweiten Weltkriegs Kommunisten inhaftiert waren – ein Tabu, an das die Einheimischen nicht rühren. Alles scheint für Bertil zu passen, doch dann schließt er sich einer kommunistischen Gruppe an.
„Keiner hier hat richtig durchgeschaut, was vor sich ging, aber es war nicht ganz geheuer.“
Henning Mankells „Der Verrückte“ hat alles, was der schwedische Autor mit seinen Kurt-Wallander-Krimis zur Meisterschaft gebracht hat: ein Ort in der Provinz, harmloses Alltagsleben, eine Düsternis, die über allem liegt und die Gewissheit, das irgendwo eine Gefahr lauert. Doch der Roman ist nicht einfach zu verstehen, zu unbekannt sind die geschichtlichen Hintergründe und man wird den Verdacht nicht los, dass man dringend mehr über das Schweden der Nachkriegszeit wissen müsste.
Der früher Roman Henning Mankells ist daher wie die Begegnung mit einem Freund, der sich über die vergangenen Jahre verändert hat. Zwar erkennt man den alten Kumpel wieder, doch es bleibt ein Fremdeln, das sich über den Verlauf des Romans, der den späteren Mankell erkennen lässt, nicht abschütteln lässt: „Der Verrückte“ ist eine Wiederbegegnung mit einem lieben, wenn auch veränderten Freund.
Henning Mankell: Der Verrückte, dtv, 14 Euro.
Das Buch wurde mir freundlicherweise vom Verlag zur Verfügung gestellt.