Dickie Greenleaf lebt in Italien ein Leben, von dem manche träumen. Er malt und segelt und genießt das, was man als Dolce Vita bezeichnet. Für Tom Ripley ist das unerreichbar.
Als Dickies Vater, ein reicher Reeder, Tom bittet, seinen Sohn zu überreden, nach Amerika zurückzukommen, macht sich Tom auf die Suche nach seinem alten Freund. Dieser lebt in Mongibello, einem kleinen Ort südlich von Neapel in einer nicht weiter erklärten Beziehung zu seiner Freundin (oder Lebensgefährtin) Marge. Tom, der sich mehr schlecht als recht mit Betrügereien durchs Leben wurstelt, weil er es nicht geschafft hat, in ordentlichen Berufen Fuß zu fassen, fühlt sich von Dickie von oben herab behandelt. Als er Dickie erschlägt und die Leiche beseitigt, kommt er nicht nur auf die Idee, sich das Vermögen Dickies unter den Nagel zu reißen. Er nimmt auch noch dessen Identität an.
„Dickie lebte dort drüben wahrscheinlich wie im Paradies (…) Warum sollte es ihn nach Hause ziehen?“
Patricia Highsmiths Klassiker „Der talentierte Mr. Ripley“ (wunderbar übersetzt von Melanie Walz) hat vom Diogenes-Verlag anlässlich der Netflix-Verfilmung mit Andrew Scott (der hierzulande als Moriarty in „Sherlock“ bekannt wurde) in der Titelrolle ein neues Cover bekommen. Der Roman selbst ist nicht einer dieser lauten Krimis, die vor Gewalttaten und perfiden Inszenierungen nur so strotzen. Trotzdem entsteht von Anfang an eine ganz besondere Spannung, die den gesamten Roman über aufrechterhalten wird. Die „Queen of Crime“ Patricia Highsmith wird diesem Titel vollauf gerecht.
„Er begann ein neues Leben.“
Wer wie ich noch nie einen Roman von Patricia Highsmith gelesen hat (wahrscheinlich bin ich einfach zu viel mit britischen Detectives beschäftigt), der hat eine Wissenslücke, und jede Menge lesend aufzuholen.
Patricia Highsmith: (Der talentierte Mr) Ripley, Diogenes, Neuauflage 2024, 14 Euro.
Das Buch wurde mir freundlicherweise vom Verlag zur Verfügung gestellt.