Was heute wie eine ferne Vergangenheit anmutet, ist noch gar nicht so lange her. Computer waren groß wie Kleiderschränke, sündhaft teuer und nur für Nerds zu bedienen. So ein Nerd war Bill Gates, wie er in seiner Biografie „Source Code – Meine Anfänge“ bekennt, ein „unerträglicher Klugscheißer“, der sich sehr früh für Wirtschaft interessierte und gefühlt allen Dingen akribisch penibel – und wie man heute leichtfertig schreiben würde – autistisch und mit einer nicht zu stillenden Wissensgier lesend auf den Grund ging. Und Gates hatte das Privileg in einer amerikanischen Familie der gehobenen Mittelschicht aufzuwachsen.
„Für einen Anfänger war der Code fast undurchdringlich, eine Geheimsprache, die nur von echten Experten gesprochen wurde – und deshalb wollte ich sie lernen.“
Der Vater ist Anwalt, die Mutter war einige Jahre Lehrerin, ehe sie sich wohltätigen Organisationen widmete, sich in der Gemeinschaft engagierte, wie es Bill Gates beschreibt. Ein Familie also, die dem kleinen Bill eine perfekte Umgebung bot, seinem unbändigen Wissensdrang zu folgen.
„Ich lernte sehr schnell, dass ein Computer nur eine dumme Maschine ist, der ich jeden einzelnen Schritt sagen musste.“
Was das – mitunter langatmige – Buch dennoch faszinierend macht, ist die Parallelität zwischen der Kindheit und Jugend Gates‘ und der Entwicklung der allerersten Computer. Jahre bevor Microsoft und der erste Windows-Rechner in den Läden standen, waren Computer unförmige und geheimnisvolle Kästen, die nur mit mindestens genauso geheimnisvollen Codes, den ersten Programmiersprachen, zum Leben erweckt werden konnten. Als Teenager setzten Bill und seine Freunde alles daran, Zeit an Terminals zu ergattern, die mit großen Rechnern verbunden waren.
„Wenn es mit Microsoft nicht klappt, werde ich wieder zur Schule gehen“, versicherte ich meinen Eltern.“
Als Teenager waren sie aber auch beispielsweise von großen Energieversorgern begehrt, weil es so gut wie keine Programmierer gab. Und weil tagsüber die Plätze belegt waren, schlich sich Gates nachts aus seinem Zimmer, um bis in den frühen Morgen am Terminal zu sitzen.
Anekdoten wie diese machen Gates‘ Biografie auch für Computerlaien verständlich, wenn es auch im letzten Drittel doch arg nerdig zu geht. In seinen Dankesworten kündigt Gates an, zwei weitere Bände schreiben zu wollen, in denen es unter anderem um Microsoft gehen soll.
Bill Gates: Source Code. Meine Anfänge, Piper, 24 Euro.
Das Buch wurde mir freundlicherweise vom Verlag zur Verfügung gestellt.