Hier landet man also, wenn man abgeschoben wird im Job. Ein Haus – das Slough House – ist von außen viel weniger als unscheinbar. Zwar ist es sehr zentral in London gelegen, gleich an der U-Bahn-Station Barbican, von wo aus man in wenigen Schritten am gleichnamigen Kulturzentrum ist und nach einem kurzen Spaziergang vor St. Paul’s steht.
Für einen Moment ist Slough Hose beleuchtet, und seine Fenster spiegeln das Licht wider, als nähme es voll am Londoner Leben teil.
Doch diese Zentralheit täuscht, denn im Slough House hat der britischen Geheimdienst MI5 die Spione – die „Slow Horses“ angesiedelt, die man am liebsten loswerden will und insgeheim hofft, dass sie angesichts der Trostlosigkeit von selber kündigen. Geleitet wird die Truppe von Jackson Lamb, der seine Untergebenen verachtet und sie das bei jeder Gelegenheit spüren lässt. Als ob diese Trostlosigkeit noch nicht genug wäre, muss die Truppe im neuesten Roman der Reihe, „Slough Horse“, feststellen, dass sie gar nicht mehr existieren. Denn das ganze Haus wurde aus den Akten gelöscht und die dort Arbeitenden gleich mit. Als wäre das nicht schon genug, hat es ein Mörder auf die Mitglieder der Slow Horses abgesehen.
Aber niemand nähert sich jemals, und niemand schaut hinein.
„Slough Horses“ ist der mittlerweile siebte Band der Reihe um Jackson Lamb, die der britische Autor Mick Herron in Londons Straßen ermitteln lässt. Die Dialoge triefen vor Sarkasmus und Slapstick und vermitteln ein Agentenmilieu, das durch Nervengas-Anschläge und mögliche russische Beteiligung eine beunruhigend aktuelle Wirkung entfaltet. Wer zu all dem lesend etwas Londonflair inhalieren möchte, kommt vielleicht leichter darüber hinweg, dass es auch am Schluss keine erleichterten Seufzer ob eines erledigten Falls à la Sherlock Holmes, Cormoran Strike oder Inspektor Morse gibt. Nur die Hoffnung auf einen weiteren Band dieser Reihe.
Mick Herron: Slough House. Ein Fall für die Slow Horses, Diogenes, 19 Euro. Aus dem Englischen von Stefanie Schäfer.
Das Buch wurde mir freundlicherweise vom Diogenes Verlag zur Verfügung gestellt.