London, 1926. Nellie Cooker wird aus dem Gefängnis entlassen. Sie kehrt zurück in ihre Nachtclubs, die sie besitzt und die Mittelpunkt eines Leben sind, das sich nach den Entbehrungen des Ersten Weltkriegs der Ausgelassenheit hingibt. Eine Ausgelassenheit, die Adelige genauso erfasst wie Starlets, Gangster, Tänzerinnen und korrupte Polizisten.
„(Detective Chief Inspector John Frobisher) war damit beauftragt, die schwarzen Schafe ausfindig zu machen.“
Doch diese scheinbar so glitzernde und für Nellie und ihre sechs Kinder so lukrative Welt ist in Gefahr – und das nicht nur weil Detective Chief Inspector John Frobisher in das Polizeirevier in Covent Garden versetzt wurde, um „den Stall auszumisten“. Zeitgleich und doch wie aus einer anderen Welt stammend ist Gwendolen aus dem Norden nach London gereist, um hier nach zwei weggelaufenen Mädchen zu suchen.
„Das Übliche – Prostitution, Diebstähle, Trunkenheit, Raufereien.“
Kate Atkinson präsentiert in „Nacht über Soho“ eine schier überwältigende Zahl an Charakteren, die das London der 1920ern bevölkern. Ähnlich wie in „Babylon Berlin“ scheint diese Zeit jeder und jedem alles zu versprechen und alles zu ermöglichen. Dabei sind die Figuren zwar so detailreich beschrieben, dass sie durchaus lebendig werden. Doch angesichts der fast zahllosen Charaktere verliert man leicht der Überblick, vor allem, wenn man nicht regelmäßig weiter liest. Wen das nicht schreckt, den erwarten faszinierende Figuren und London, das man sonst nur von alten Aufnahmen kennt und das uns heute noch so vertraut ist.
Kate Atkinson: Nacht über Soho, Dumont, 25 Euro. Aus dem Englischen von Anette Grube.
Das Buch wurde mir freundlicherweise vom Verlag zur Verfügung gestellt.