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Julia Karnick: Man sieht sich

Foto: DieBedra

Ein Abitreffen ist einer dieser Termine, zu denen man mit gemischten Gefühlen geht. Denn neben dem Auffrischen alter Erinnerungen geht es auch um das, was man im Leben erreicht hat oder eben nicht. Und wenn man die Einladung angenommen hat, beschäftigt man sich wieder mit Menschen, die vielleicht nur für eine kurze Zeit eine Rolle im eigenen Leben gespielt haben.
Oder wie bei Frie und Robert immer gespielt haben, wenn auch mit Unterbrechungen.
Frie macht sich zurecht für das 30-Jährige und ist irgendwie froh, dass Robert nicht kommen wird, jedenfalls hat das der Organisierer gesagt.

„Du hast ein schönes Jugulum“, hatte Robert gesagt.

Aber dann ist Robert doch da.
In Rückblenden ins Jahr 1988 erleben wir, wie Robert sich in Frie verliebt, sich aber nicht traut, es ihr zu sagen. Nach dem Ende der Schulzeit verlieren sie sich aus den Augen und treffen sich im Winter 2002 zufällig wieder – und natürlich beim Abitreffen im Sommer 2022.

„Robert? Ich bin’s, Frie! Die Frau, die dich schon kannte, als du noch Teller gespült und Aldi-Feinbrot gegessen und auf Schlagerfesten gespielt hast.“

Julia Karnick erzählt in „Man sieht sich“ eine wunderbare und lesenswerte Geschichte über zwei Menschen, die nicht begreifen, dass sie füreinander bestimmt sind und miteinander glücklich werden könnten.

„Frie freute sich für ihn und bedauerte es, ihn nie so erlebt zu haben.“

Was wie eine Schnulze und nach viel Kitsch klingt, ist mit viel Anteilnahme und der richtigen Mischung aus Distanz und Nähe erzählt, so dass man die beiden Hauptfiguren liebgewinnt und unbedingt wissen will, wie die Geschichte ausgeht.

Julia Karnick: Man sieht sich, dtv, 14 Euro.
Das Buch wurde mir freundlicherweise vom Verlag zur Verfügung gestellt.

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