Nein, das ist kein leichter Film und die Altersfreigabe (FSK 16) inklusive des Hinweises vor dem Kinoeingang mehr als sinnvoll. Denn das, was Joaquin Phoenix in der Titelrolle abliefert, ist eine einzige Achterbahnfahrt, die den Film die kompletten 118 Minuten trägt. Der Zuschauer schwankt von Anfang an zwischen Ekel, Mitleid, Angst, Lachen und irgendwie auch dem Wunsch, das Kino sofort zu verlassen. Der Joker, der sich erst am Ende des Films so nennt und eigentlich Arthur Fleck heißt, ist die personifizierte Unterklasse der New Yorker Gesellschaft. Er arbeitet bis zu seiner Entlassung als Clown, wird mehrfach verprügelt, gedemütigt, ist in Therapie (wo er sich allerdings nur seine Medikamente verschreiben lässt) und lebt mit seiner kranken Mutter, die er aufopferungsvoll pflegt, in mehr als armseligen Verhältnissen.
„Mein ganzes Leben lang war mir nicht klar, ob ich überhaupt existierte. Aber ich tue es. Und mit der Zeit fällt es den Leuten langsam auf.“
Aber er gibt seinen Traum, als Comedian Karriere zu machen, nicht auf. Allmählich erfährt der Zuschauer mehr über Arthurs Hintergrund, während er gleichzeitig erlebt, wie sich Arthur vom stillen Dulder zum Joker wandelt, der vor keinem Extrem zurückschreckt.
Joaquin Phoenixs schauspielerische Leistung ist so außergewöhnlich wie die Rolle, für die er nach eigenen Angaben 24 Kilogramm abgenommen hat und für die er auch vor dem Hässlichen und Abstoßenden nicht zurückschreckt. Bezeichnend dafür sind die Szenen, in denen er nur mit einer Unterhose bekleidet selbstvergessen tanzt oder in denen er zum brutalen Mörder wird. Wenn Phoenix nicht den Oscar für den besten männlichen Hauptdarsteller bekommt, so dürfte ihm zumindest eine Nominierung sicher sein.
Joker, Länge 118 Minuten, FSK 16.
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