Lisette ist alles andere als ein Kind nach den Vorstellungen seiner Zeit. Geboren 1888, im Drei-Kaiser-Jahr, hatten Kinder unauffällig zu sein, sich nach den Erwachsenen zu richten und – wenn sie Mädchen waren – im heiratsfähigem Alter eine gute Partie zu machen. Doch anstatt sittsam zu sein und sich in ein Korsett zwängen zu lassen, begehrt Lisette auf, gegen ihre Eltern und gegen die Konventionen ihrer Zeit. Anstatt den Mann zu heiraten, den ihre Eltern für sie ausgesucht haben, verliebt sie sich in den Schneider Emile, verlässt für ihn ihr großbürgerliches Elternhaus und entwirft Reformkleider.
„Die ständig neuen Einschränkungen und Widerstände forderten Lisette heraus. Genau dagegen galt es anzustürmen. Durch Emile fand sie dafür den Mut.“
Fasziniert vom Leben ihrer Urgroßmutter Lisette, das in ihrer Familie bekannt, aber weder von Mayas Mutter noch ihrer Großmutter ausführlich erzählt werden, versucht Maya hundert Jahre später mehr über Lisette und letztlich über ihre eigenen Wünsche und Vorstellungen herauszufinden.
Im ersten Band einer Trilogie erzählt Astrid Ruppert über die Frauen der Familie Winter – was „Leuchtende Tage“ natürlich zu einem Frauenroman macht. Doch fernab der Frage, weshalb Bücher in Kategorien eingeteilt werden müssen (am liebsten noch in „gut“ oder „schlecht“), ist „Leuchtende Tage“ eine Geschichte, die wunderbar unterhält und dabei nie zu kitschig oder zu banal wird. Schade nur, dass auch die schönste Geschichte einmal zuende geht und man sich dabei ertappt, ungeduldig auf den nächsten Teil zu warten.
Astrid Ruppert: Leuchtende Tage, dtv, 15,90 Euro.
Das Buch wurde mir freundlicherweise vom Verlag zur Verfügung gestellt.
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