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Matt Haig: Die Mitternachtsbibliothek

Foto: Petra Breunig

Foto: Petra Breunig

Was wäre, wenn man sein Leben noch einmal leben könnte? Oder noch besser: wenn man sich aus den vielen Möglichkeiten, die sich im Laufe eines Lebens eröffnen, noch einmal wählen könnte? Wenn man also eine andere Entscheidung treffen und sich das eigene Leben anders entwickeln würde?

„Zwischen Leben und Tod liegt eine Bibliothek.“

Diese Chance bekommt die verzweifelte Nora Seed. Sie wird arbeitslos, verliert den Kontakt zu ihrer besten Freundin und dann stirbt zu allem Überfluss auch noch ihr geliebter Kater. Sie beschließt, sich mit Antidepressiva und viel Wein das Leben zu nehmen, ein Leben, das sie als eine Aneinanderreihung vertaner Chancen empfindet. Denn sie ist weder glücklich verheiratet noch Gletscherforscherin, noch Profischwimmerin oder Musikerin geworden. Nicht mal auf Instagram schafft sie es, sich in einem vorteilhaften Licht zu präsentieren. Doch sie stirbt nicht einfach, sondern landet in einem Zwischenreichen, denn irgendwo zwischen Leben und Tod gibt es eine Bibliothek mit unendlichen Regalen voller Bücher. Jedes Buch bietet die Möglichkeit, ein neues Leben zu testen und jede Entscheidung, die Nora trifft, wird das Ergebnis verschieben. Ihr Leben, so wie sie es kannte, wird es nicht mehr geben.

„Doch jedes Mal wenn man einer Entscheidung den Vorzug vor einer anderen gibt, verschiebt sich das Resultat.“

„Die Mitternachtsbibliothek“ ist wie alle belletristischen Bücher des wunderbaren Matt Haig ein Ausflug in eine fantasievolle Welt, die gekonnt Realität mit fantastischen Elementen mischt. Und wie in seiner Sachliteratur beschäftigt sich der britische Autor auch hier mit der Krankheit Depression und ihren Auswirkungen auf die Betroffenen und deren Umfeld. Es wäre aber nicht Matt Haig, wenn sein Werk (liebevoll übersetzt von Sabine Hübner, die auch an der Übersetzung der Patrick Melrose-Romane von Edward St.Aubyn beteiligt war) nicht von Hoffnung erzählen und auf seine ganz besondere Art berühren und tröstlich sein würde. Denn wer weiß, vielleicht erwartet uns nach dem Tod eine Bibliothek mit unendlichen Bücherregalen.

Mit dem Droemer Knaur-Verlag hat Matt Haig im deutschsprachigen Raum eine neue literarische Heimat gefunden. Seine früheren Bücher sind bei dtv erschienen.

Matt Haig: Die Mitternachtsbibliothek. Droemer Knaur, 20 Euro.
Das Buch wurde mir freundlicherweise vom Verlag zur Verfügung gestellt.

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